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Bild: Online-Tagung der SJK

Schrittweise die Kirche neu ausrichten

6. März 2023

«Veränderung» ist das Stichwort für die Methodistenkirche im Süden Deutschlands. In einer Online-Tagung beschlossen die Verantwortlichen weitere Schritte.

Die Süddeutsche Jährliche Konferenz (Synode) der Methodist:innen in Deutschland, führte am 4. März eine weitere ausserordentlichen Online-Tagung durch. Einziger Tagungsordnungspunkt war die Weiterführung des 🔗im vergangenen Dezember beschlossenen Reformprozesses unter dem Motto 🔗«Change – Kirche anders denken».

Gott schafft Neues

«Wir haben viel zu tun, Neues zu ermöglichen, aber wer wirklich Neues schafft, sind nicht wir», sagte Harald Rückert zum Auftakt des Konferenztags. Weiter sagte der für Deutschland zuständige methodistische Bischof: «Gott schafft Neues – unter uns, in unserer Kirche, mit uns. Er hat schon immer seine Kirche erneuert, und er hat es auch mit uns als Kirche, als Süddeutsche Konferenz vor.»

Veränderung ist nötig

Damit setzte der Bischof den Ton zum Auftakt der Tagung, in der es um die Weiterführung von Reformprozessen ging. Nötig sind diese, weil in den kommenden Jahren viele der ordinierten Hauptamtlichen in den Ruhestand gehen. Darüber hinaus werden viele methodistische Gemeinden kleiner. Auch die finanzielle Situation birgt viele Herausforderungen. Diese Realität brauche Einsatz und Neuausrichtung auf vielen Ebenen, so der Bischof.

Zeichen der Veränderung

Die Superintendenten Stefan Kettner und Tobias Beisswenger berichteten von der ersten gut zweimonatigen Arbeitsphase, in der sich die acht Arbeitsgruppen ihren jeweiligen Themenschwerpunkten widmeten. «Wir haben begonnen, die Kirche neu zu denken und teilweise auch schon neu zu organisieren», sagte Stefan Kettner. In den acht Themenbereichen «Inhaltliche Ausrichtung», «Angebote», «Ehrenamt», «Standortentwicklung», «Strukturen und Prozesse», «Hauptamtliche Dienste» sowie «Finanzen» und «Kommunikation» sei einiges in Gang gekommen. Es werde dabei «Rückschläge, Fehlversuche, Stimmungstäler und Widerstände» geben. Aber auch das seien «Zeichen, dass etwas passiert», so Kettner.

In Etappen denken

Superintendent Tobias Beisswenger bediente sich bei einem Bild aus dem Sport: Als ambitionierter Rennradfahrer sei er es gewohnt, «in Etappen zu denken». Die an manchen Stellen spürbare Aufbruchstimmung, aber auch die wahrnehmbaren Ängste vor vielen Veränderungen brauche eine sorgsame Vorgehensweise. Deshalb forderte Beisswenger dazu auf, «den Veränderungsprozess Stück für Stück anzugehen». Nur so sei es möglich, die Motivation zu erhalten und Sorgen zu überwinden.

Grössere Einheiten bilden

An zwei konkreten Beispielen wurden erste Ergebnisse vorgestellt. Christoph Klaiber, methodistischer Pastor im Raum Reutlingen, berichtete davon, wie sich in Reutlingen und Umgebung mehrere Gemeinden auf den Weg machten, um sich als gemeinsamer Kirchenbezirk neu zu organisieren.

Gemeinsam Glauben leben

«Wir begannen mit Schönem, mit dem, was uns guttut und mit Formaten, bei denen wir gemeinsam Gottes Güte und Gegenwart erleben können», erzählte Klaiber. Die Menschen hätten gespürt, dass es nicht um einen Abbauprozess gehe, sondern wie es gemeinsam besser möglich sei, den Glauben zu leben und den Auftrag in Reutlingen und Umgebung auszuüben.

Missionarisch und diakonisch handeln

Schwieriger sei es noch, die Rhythmen, die Anzahl und die Orte von gottesdienstlichen Veranstaltungen festzulegen. Dass die Veränderung vor allem auch ein Aufbruch sein soll, um Menschen neu in den Blick zu bekommen und neue missionarische und diakonische sowie zukunftsweisende Möglichkeiten umzusetzen, sei momentan noch die grösste Herausforderung.

Arbeit neu verteilen

Andreas Jahreiß, methodistischer Pastor in Nürnberg, berichtete über die Bildung eines multiprofessionellen Teams für die Arbeit in seiner Kirchgemeinde. Bis vor kurzem waren dort drei Pastoren tätig. Die beiden weiteren Stellen konnten nicht mehr besetzt werden. Die Lösung, so Jahreiß, fand sich darin, dass ein Geschäftsführer für die Verwaltungsarbeit der Gemeinde und von 22 Mietwohnungen angestellt wurde sowie eine Referentin für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

In Regionen zusammenarbeiten

Diese Erfahrungen dienten als gelungene Beispiele für die darauffolgende Beschlussfassung. Mit überwältigender Mehrheit sprachen sich die Konferenzmitglieder dafür aus, «einen Prozess zur Bildung grösserer Bezirkseinheiten» in Gang zu setzen. Bis Ende Mai sollen alle methodistischen Gemeinden in Süddeutschland über ihre Beratungen und Kontakte berichten, wie eine mögliche Zusammenarbeit in regionalen Verbünden aussehen könnte.

Kritische Stimmen

Kritik machte sich vor allem an den Stichwörtern «Druck und Stress» oder «Aktionismus» fest. Die zuversichtliche Freude jedoch überwog, auch wenn sich die Angst dazugesellte. «Hoffnung haben und Angst haben – beides gehört zusammen», sagte eine Person in ihrem Resümee, und weiter: «Wir sind unterwegs, ohne zu wissen, wo es hingeht. Dabei üben wir uns im Gottvertrauen.»

Vertrauensvoll aufbrechen

«Lasst uns aufbrechen!», rief Christine Flick am Schluss der digitalen Tagung den Konferenzmitgliedern zu. Die Konferenzlaienführerin aus Nürtingen betonte dabei: «Es ist nicht unsere Kirche, an der wir bauen, es ist Gottes Kirche, und er weiss immer einen Weg für uns. Also lasst uns darauf vertrauen, lasst uns aufbrechen!»

Klaus Ulrich Ruof, emk.de / S.F.
Der Gottesdienstraum der methodistischen Hoffnungskirche in Stuttgart diente als Übertragungszentrum der digital durchgeführten Tagung. (Foto: Tobias Beißwenger, emk.de)

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