Stärkung der methodistischen Kirche in Afrika gefährdet
20. März 2023
Die weltweite Methodistenkirche will die Zahl der Bischöf:innen in Afrika erhöhen, um die Kirche dort zu stärken. Finanzkürzungen gefährden das Ziel.
Im hessischen Braunfels (D) tagte Ende Februar der «Ständige Ausschuss für Belange der 🔗Zentralkonferenzen» (Standing Committee for Central Conference Matters). Dieses international besetzte Gremium der Methodistenkirche berät Themen und Fragen der Kirchenregionen ausserhalb der Vereinigten Staaten. Dazu gehören die verschiedenen Zentralkonferenzen in Afrika, Asien und Europa.
In Braunfels ging es um Vorschläge für eine stärkere 🔗Gleichberechtigung der verschiedenen Kirchengebiete innerhalb und ausserhalb der Vereinigten Staaten. Ausserdem wurde die Erhöhung der Anzahl der methodistischen Bischöfe in Afrika diskutiert.
Finanzielle Kürzungen gefährden das Ziel
An der Tagung der 🔗Generalkonferenz der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church, UMC) 2016 erhielt der Ständige Ausschuss 🔗den Auftrag, mit den kirchlichen Führungspersonen in Afrika zusammenarbeiten, mit der Zielsetzung, fünf weitere Bischöfe der UMC auf dem afrikanischen Kontinent einzusetzen. Die Gesamtzahl afrikanischer Bischöfe würde sich damit auf achtzehn erhöhen.
Die grundsätzliche Befürwortung dieser Massnahme zur Stärkung der kirchlichen Arbeit in Afrika ist derzeit aufgrund verschiedener Ereignisse, die damit nicht direkt zusammenhängen, stark gefährdet: Aufgrund der weltweiten innerkirchlichen Diskussion um die Haltung zur Homosexualität haben vor allem in den USA bereits über 2000 Gemeinden die Kirche verlassen. Bis zum Ende des Jahres 2023 lauten die Prognosen, dass die UMC zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent weniger Kirchenglieder und Gemeinden haben wird. Für die Finanzen der Kirche führt das zu deutlichen Kürzungen in den verschiedenen Etatbereichen.
Der Bischofs-Fonds (Episcopal Fund) kommt mit einer geplanten Kürzung um zwanzig Prozent vergleichsweise gut weg. Aus diesem Fonds werden die Kosten für die Gehälter, Reisen und Sitzungen der Bischöf:innen sowie die Ausgaben für einen Teil der Bischofsbüros bestritten. Der Leiter der internationalen Behörde für Finanzen und Verwaltung (General Council on Finance and Administration, GCFA), Moses Kumar, kündigte an, dass die Gesamtzahl der weltweit aktiven Bischöf:innen verringert werden müsse. Nur so sei die Zahlungsfähigkeit dieses Fonds zu bewahren.
Das Ziel um der Mission willen im Blick behalten
Zwar sind sich die Ausschussmitglieder und viele Personen in der Leitungsverantwortung der Kirche weiterhin darin einig, dass für die wachsende Kirche in Afrika ein höherer Bedarf an bischöflicher Leitung und ein anderer Zuschnitt der Kirchengebiete nötig ist. Die inzwischen eingetretenen Veränderungen stellen die notwendigen Entscheidungen für die Weiterentwicklung und umfassende Stärkung der Kirche auf dem afrikanischen Kontinent jedoch in Frage. Denn die nötige Reduktion der Zahl weltweit aktiver methodistischer Bischöf:innen bei gleichzeitiger Ausweitung der Arbeit in Afrika mit zusätzlich fünf Bischöf:innen scheint zunächst unmöglich zu sein.
Trotz dramatischer Veränderungen in der Kirche und einander ausschliessender Möglichkeiten bekräftigten die Ausschussmitglieder, dass für die Arbeit der UMC auf dem afrikanischen Kontinent weitere Bischöf:innen nötig sind. Gregory Palmer, Bischof für die West-Ohio-Konferenz in den USA und Vorsitzender des Teams zur Abwägung der Zahl zusätzlicher Bischöfe für Afrika unterstrich die Notwendigkeit dieser Massnahme. Die Kirche müsse Wege finden, die der gegenwärtigen Situation Rechnung tragen und trotzdem die erklärten Ziele um der Mission willen im Blick behalten.
«Was in einer Konferenz in den USA geschehe, beeinflusse die Arbeit in Afrika und umgekehrt», sagte Palmer, um damit den Blick für die weltweiten Zusammenhänge innerhalb der Kirche zu schärfen. Die Mitglieder des Ständigen Ausschusses waren sich darin einig, dass gerade in einer solchen Situation nicht passieren dürfe, dass ein Teil der Kirche gegen einen anderen Teil der Kirche ausgespielt werde.
Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme
Bischof Thomas Bickerton, Vorsitzender des Bischofsrats der UMC, erklärte, dass bereits erste Massnahmen im Gange seien, um den Bischofsfonds zu stabilisieren und darüber hinaus auch handlungsfähig zu erhalten. Bei den zurückliegenden Wahlen habe sich die Zahl der US-Bischöf:innen bereits von 47 auf 40 reduziert. Darüber hinaus, so Bickerton, seien für die USA bei den nächsten Wahlen im Jahr 2024 weitere Reduzierungen zu erwarten.
Bischof Harald Rückert, Co-Vorsitzender des Ständigen Ausschusses und Bischof für die methodistische Kirche in Deutschland, wies darauf hin, dass die Zentralkonferenzen ebenfalls bereit seien, eine grössere Verantwortung für die weltweite Kirche und für steigende finanzielle Beiträge zu übernehmen. «In einigen Teilen der Zentralkonferenzen hat sich die Situation in Bezug auf die Zahlung der Umlagen verbessert, aber die Zentralkonferenzen haben noch viel Luft nach oben», erklärte Rückert selbstkritisch. «Wenn wir wirklich eine weltweite und einander unterstützende Kirche sein wollen, müssen auch wir in den Zentralkonferenzen bereit sein, zum Ganzen beizutragen.»
Brennende Themen und offene Fragen
Zum Schluss der Tagung trugen die Mitglieder des Ständigen Ausschusses einige Themen zusammen, die in der kommenden Zeit der Klärung bedürfen. Dazu gehörte auch die Mahnung, dass die zukunftsgerichtete Arbeit für die weltweite Kirche sehr viel einfacher wäre, wenn klarer wäre, wer in der UMC bleiben werde und wer sie zu verlassen gedenkt. Bisweilen entstehe der Eindruck, so die dahinterliegende Vermutung, dass mancherorts schon längst klar sei, welche Personen oder Konferenzen die Kirche verlassen würden. Trotzdem würden noch immer kräftig Diskussionen geschürt, die einen konstruktiven Zukunftsprozess massiv behinderten.
Ausserdem müsse aufrichtig der Frage nachgegangen werden, wer wirklich mehr Bischöf:innen brauche. Die Regionen, in denen die Kirche wachse, oder Regionen, in den die missionarische Kraft Stärkung benötigt. Angesichts geringer werdender finanzieller Möglichkeiten erwachse die schlüssige Aufforderung, dass Personen, die Entscheidungen vorbereiten und treffen, «an einem Tisch» zusammenkommen, um alle Möglichkeiten auszuloten, wie die Kirche dort Schwerpunkte setzen kann, wo es dringend nötig ist. Dies müsse einander zugewandt und mit dem Blick für das Ganze geschehen.
Vorbildliche Umgangsweise
«Ich war sehr davon berührt, wie wir miteinander gesprochen und übereinander nachgedacht haben», beschrieb Anne Detjen die Atmosphäre der Braunfelser Tagung. Die methodistische Pastorin aus Hamburg und deutsches Mitglied im Ständigen Ausschuss fand die Umgangsweise trotz teilweise sehr unterschiedlicher Sichtweisen vorbildlich und meinte: «Dies könnte ein Modell für andere Ausschüsse und insbesondere für die Generalkonferenz sein.»
Klaus Ulrich Ruof, emk.de
Beitragsbild: Bischof Thomas Bickerton (Mitte) hört Bischof Gregory Palmer zu. Links die Protokollführerin, Deanna Stickley-Miner. (Foto: Klaus Ulrich Ruof, emk.de)
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