«Eine Hand allein kann keine Geborgenheit schaffen»
16. Juni 2023
Am Donnerstagnachmittag setzten sich die Delegierten der Jährlichen Konferenz (Synode) der methodistischenb Kirche mit dem Bericht der Distriktsvorsteherin und Distriktsvorsteher auseinander und erkundeten im Gespräch verschiedene Räume.
Der Bericht der Distriktsvorsteherin und Distriktsvorsteher nahm das Thema der Konferenz «Räume entdecken – eröffnen – gestalten» auf. Distriktsvorsteherin Brigitte Moser führte die Delegierten noch einmal im Überblick durch den Bericht und unterstrich einige Gedanken.
Lebens-Räume
Räume seien im Bericht nicht nur innerlich-geistlich gemeint. «Wir haben eine Staatsform, kirchliche Traditionen und Strukturen und auch Häuser, in denen wir leben dürfen», sagte die Distriktsvorsteherin.
Körpersprache
Im Bericht wird mit Hilfe einer Bildbetrachtung der Skulptur von Auguste Rodins «Kathedrale» das besondere der kirchlichen Räume reflektiert. «Wenn wir uns Gedanken machen über unseren Glauben oder einladen zur Nachfolge, können wir das nicht ausschliesslich mit unseren Worten tun. Wir machen das immer auch mit der ‹Körpersprache› des ‹Leibes Christi›.»
Diese Skultpur habe das Team der Distriktsvorsteher:in darüber nachdenken lassen, wie Räume unsere befreiende Botschaft vom Reich Gottes unterstützen oder manchmal vielleicht auch hinderten.
Gott und den Menschen nah
Die Skulptur von Rodin zeige eine deutliche Dynamik nach oben. Dennoch sei die Skultpur verhaftet mit der Erde. «Durch diese Zweiheit macht sie deutlich: nahe bei Gott und nahe bei den Menschen.»
Zwei rechte Hände, die sich berühren, bilden die Skulptur von Rodin. «Eine Hand allein kann keine Geborgenheit schaffen. Dazu ist die Gemeinschaft von mehreren nötig.» Nur im gemeinsamen Unterwegssein sei eine Annäherung an die Botschaft möglich.
Wichtiger als Räume
Der Austausch über den Bericht fand überwiegend in Kleingruppen an den Tischen statt. Anschliessend bestand die Möglichkeit, sich im Plenum zu äussern. Dorothee Büürma, die als Gast-Delegierte aus der methodistischen Kirche in Österreich an der Tagung teilnahm, sagte, sie finde es sehr spannend, dass die Delegierten in der Schweiz sich über Räume unterhielten. «Denn ich bin Pastorin einer Gemeinde, die keinen eigenen Raum besitzt!» Ihre Gemeinde teile die Räume mit anderen Kirchen und Gemeinschaften. «Ganz bewusst, weil wir entdecken wollten: Was ist Kirche? Was ist Gemeinde – abseits der Mauern?!» In den Gesprächen hier, so sei ihr aufgefallen, seien die Gebäude «doch sehr wichtig», während für sie selbst im Vordergrund stehe: Was passiert im Gebäude und zwischen den Menschen?
Innenräume und Beziehungen
Pfarrerin Sarah Bach erzählte aus ihrer Gruppe, dass es bei der Diskussion um innere Räume auch darum gehe, wem man sie öffnen will und wo. Das Bild der (inneren) Räume habe alle in der Gruppe sehr angesprochen und angeregt.
Auch Pfarrer Werner Eschler erzählte aus den Gesprächen in seiner Gruppe: Gemeinde lebe von Beziehung. Menschen kämen in die Gemeinde, weil sie gute Beziehungen erleben. «Wenn Menschen nicht beachtet werden oder ihnen nicht die Möglichkeit gegeben wird, Beziehungen aufzubauen, dann bleiben sie vielleicht weg…»
Besondere Räume
Andrea Brunner stellte eine Frage zum «Raum des Kaleidoskops»: «Wie wird dieser Lebensraum genützt und wie wird dort einander begegnet?» Distriktsvorsteherin Brigitte Moser antwortet aus persönlichem Erleben. Im Moment nehme sie das Bemühen war, dass einzelne sich um Sichtbarkeit ihrer Überzeugung bemühen. Gelernt in diesem Raum miteinander zu leben, hätten die Methodist:innen dann, wenn die Unterschiede akzeptiert seien und sie trotzdem miteinander unterwegs seien.
Alfred Hummel, Delegierter aus Frankreich, erzählte von einem Raum, in dem über Zoom miteinander gebetet wurde, an dem es möglich wurde, inmitten von einer konfliktgeladenen Gruppe miteinander zu beten und die Mitmenschen anders zu sehen.
Ausserhalb der Kirchenordnung
Bischof Patrick Streiff verabschiedete im Anschluss an den Bericht Etienne Rudolph, der Ende des Jahres sein Aufgabe als Distriktsvorsteher nach 13 beenden wird. Die Kirchenordnung sehe für diese Aufgabe eine maximale Amtsdauer von 8 bis 10 Jahren vor, sagte Bischof Streiff. «Das ist vielleicht einer der wenigen Orte, wo ich die Kirchenordnung übertreten habe!» Die Delegierten dankten Etienne Rudolph mit Standing Ovation für seinen Einsatz.
Übergänge ermöglicht
Ebenso bedankte sich Patrick bei Stefan Zürcher einerseits für seine Zeit als Distriktsvorsteher und andererseits dafür, dass er sich zur Wahl als Bischof zur Verfügung gestellt hat. Auch Stefan Zolliker, der die Nachfolge als Distriktsvorsteher für Stefan Zürcher übernommen hat, dankte er und auch der methodistischen Kirchgemeinde in Winterthur, die es ermöglicht habe, dass Stefan Zürcher bereits Ende Februar sein Amt als Distriktsvorsteher abgeben und Stefan Zolliker schon früher anfangen konnte.
Damaris Raymann / S.F.
Beitragsbild: Distriktsvorsteherin Brigitte Moser (Foto: S.F. / EMK Schweiz)
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