Nigerianischer Bischof verlässt die United Methodist Church
31. Juli 2024
Bischof John Wesley Yohanna, bislang Bischof der United Methodist Church (UMC) in Nigeria, verlässt zusammen mit weiteren Führungsverantwortlichen und einem Teil der Kirchenmitglieder die UMC. Die Bischöf:innen der UMC ernannten eine Interimsführung. Ende Jahr werden dann die regulären Bischofswahlen stattfinden.
Bischof Yohanna gab in einer Pressekonferenz am 29. Juli bekannt, dass er die UMC verlässt und sich der Global Methodist Church anschliesst, einer methodistischen Kirche, die 2022 von ehemaligen Mitgliedern der UMC gegründet wurde, die sich eine konservativere Kirche wünschen. Am selben Tag reichte er seinen Rücktritt beim Bischofsrat der UMC ein.
Interimistische Leitung
Laut einer 🔗Pressemitteilung des Bischofsrats vom 30. Juli arbeiten dessen Präsidentin, Bischöfin Tracy S. Malone, und andere Führungsverantwortliche mit dem Westafrikanischen Bischofskollegium und dem dortigen Ausschuss für Bischofswahlen zusammen, um eine Interimsleitung für die Kirche in Nigeria zu finden. (UPDATE, 5. August: Die interimistische bischöfliche Leitung wurde inzwischen festgelegt. Der Beitrag wurde 🔗am Ende entsprechend ergänzt.)
Aufruf zum Beten
In einem Brief an ihre bischöflichen Kolleg:innen bat Malone gemäss der Pressemitteilung um Gebet für Yohanna und die Kirche in Nigeria. «Wir sind traurig über seine Entscheidung, seinen Dienst in der United Methodist Church nicht mehr fortzusetzen», schrieb sie und lud ein, «für unseren ehemaligen Kollegen und die Kirche in Nigeria zu beten».
Zugleich forderte sie dazu auf, vorerst Gelder, mit denen die kirchliche Arbeit oder Projekte in Nigeria unterstützt werden, zurückzuhalten oder auf ein Treuhandkonto zu legen, «bis eine neue bischöfliche Führung … und neue Mechanismen zur Verteilung vorhanden sind».
Höhepunkt eines eskalierenden Streits
Yohanna sollte Ende dieses Jahres als Bischof in den Ruhestand treten. Die Westafrikanische Zentralkonferenz wird im Dezember drei neue Bischöf:innen wählen, von denen eine:r für Nigeria ernannt werden soll.
Yohannas Rücktritt beendet monatelange Spekulationen und ist der Höhepunkt von sich mehr als drei Jahre hinziehenden, teils erbitterten Auseinandersetzungen um die Führung der United Methodist Church in Nigeria. Zugleich werden dadurch die ebenfalls während Jahren geführten Versöhnungsgespräche und die dabei getroffenen Vereinbarungen hinfällig, die in der UMC in Nigeria wieder ein versöhntes Miteinander ermöglichen sollten. Zuletzt waren die Konflikte derart eskaliert, dass es zur Verhaftung von Pastoren und einem Laienmitglied auf Anweisung der bischöflichen Verwaltung kam.
Ursache für die Trennung
Eine Gruppe von Methodist:innen aus den Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamenten) des Nordostens und des Südens Nigerias, die am 24. Juli in Jalingo zusammenkamen, hat nun beschlossen, die Kirche zu verlassen. Als Grund gaben sie die jüngsten Entscheidung der 🔗Generalkonferenz, des obersten Leitungsgremiums der UMC an. Dort war 🔗beschlossen worden, die Definition der Ehe in den Sozialen Grundsätzen zu ändern, alle qualifizierende Aussagen zur sexuellen Orientierung aus der Kirchenordnung zu streichen und die Ordination homosexueller Personen zu erlauben. Die Massnahmen der Generalkonferenz seien mit der biblischen Lehre unvereinbar, so die Ansicht der jetzt ausgetretenen Personen.
Differenzen über den künftigen Weg
Die United Methodist Church in Nigeria war in den letzten Jahren von einem Konflikt zwischen den Fraktionen unter der Führung von Yohanna und seinem ehemaligen Assistenten, Pfarrer Ande I. Emmanuel bestimmt. Im Zentrum der Auseinandersetzungen standen die Differenzen über die Zukunft der Kirche. Unter anderem reichte Emmanuel bei den Bischöf:innen der UMC eine Beschwerde gegen Bischof Yohanna ein. Darin warf er ihm vor, ihn und andere, die sich für den Verbleib in der United Methodist Church einsetzten, zu bestrafen, indem er sie verhaften liess.
Vermittlungsversuche
Im Jahr 2022 vermittelten Mitglieder des Westafrikanischen Bischofskollegiums und des Bischofsrats eine Vereinbarung zur gerechten Lösung zwischen Yohanna und Emmanuel. Der Konflikt ging jedoch weiter. Im März dieses Jahres wurde eine weitere Vereinbarung, der «Nigeria Path Forward Covenant», getroffen. Sowohl Yohanna als auch Emmanuel hatten einen Beitrag geleistet und stimmten der Vereinbarung zu.
Weggang mit Ansage
Yohanna hatte wiederholt erklärt, er werde sich der Global Methodist Church anschliessen und das bischöfliche Gebiet – mitsamt den kirchlichen Besitztümern – werde mit ihm gehen, wenn die Generalkonferenz die gleichgeschlechtliche Ehe und die Ordination von homosexuellen Pfarrpersonen erlaube. Entsprechend war er nach den Beschlüssen an der Generalkonferenz auch Teil der Gruppe, die 🔗gegen die Entscheidungen demonstrierte.
Situation aktuell unübersichtlich
Während Yohanna und Emmanuel beide behaupten, die Mehrheit der Kirchenmitglieder sei auf ihrer Seite, ist die genaue Zahl der Anhänger:innen der beiden nicht bekannt. 2023 sollen 602 000 Personen zur UMC in Nigeria gehört haben, wie aus den Daten hervorgeht, die der Behörde für Finanzen und Verwaltung der UMC vorliegen.
Nach Angaben der Behörde hat die Südnigeria-Konferenz, in der Emmanuel seinen Sitz hat, 296 500 Mitglieder, fast die Hälfte der Methodist:innen des ganzen Bischofsgebiets. Emmanuel erstellt unter anderem aktuell 🔗auf seinem Facebook-Account eine Liste von Pfarrpersonen, die Teil der UMC bleiben.
Nur eine kleine Gruppe
Zu Yohannas Weggang erklärte Emmanuel, dass nicht das gesamte Bischofsgebiet die United Methodist Church verlassen habe, sondern nur eine kleine Anzahl von Menschen. «Es ist nur eine Splittergruppe (10%) unter der Führung von Bischof John Wesley Yohanna, die beschlossen hat, die Kirche zu verlassen. Die Mehrheit bleibt Teil der United Methodist Church.»
Auf die Frage, was mit den Immobilien der United Methodist Church geschehen würde, zu denen neben Kirchen, auch Gästehäuser, Schulen, Krankenhäuser und Waisenhäuser gehören, antwortete Emmanuel, die Frage sei einfach zu beantworten. «Das Eigentum bleibt bei der UMC, weil wir in Nigeria die Kirchenordnung befolgen und weil die meisten Nigerianerinnen und Nigerianer bei der United Methodist Church bleiben».
Trennung unter Missachtung des Kirchenrechts
In einer Erklärung an die United Methodist Church in Nigeria sagten Emmanuel und andere, sie seien traurig über die Art und Weise, wie Yohanna die Kirche verlassen habe. «Obwohl es einen strukturierten Prozess und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit den Delegierten der UMC in Nigeria gab, entschied er sich, diese Wege zu umgehen», erklärte die Gruppe. Dies habe eine Situation geschaffen, «die mit grösserer Einigkeit und Rücksicht auf unsere gemeinsame Zukunft hätte gehandhabt werden können.»
Die entsprechenden Verfahren in der Kirchenordnung sehen einen mehrstufigen Prozess vor, wie Jährliche Konferenzen autonom werden können. Demnach könnten die nigerianischen Konferenzen frühestens Ende 2028 offiziell austreten. Die Jährliche Konferenz der Elfenbeinküste, die 🔗im Mai für den Austritt gestimmt hatte, wird diesem Verfahren folgen, um wieder eine autonome Kirche zu werden.
UPDATE (5. August):
«Der Bischofsrat der United Methodist Church hat nach dem Rücktritt des früheren Bischofs John-Wesley Yohanna ein Leitungsteam für die Aufsicht über das Bischofsgebiet Nigeria der United Methodist Church eingesetzt», heisst es in einer 🔗Medienmitteilung des Bischofsrats vom 2. August. Bischof John Schol (USA), Bischof Eben Nhiwatiwa (Simbabwe) und Bischof Patrick Streiff (Schweiz) werden als Interimsteam die bischöflichen Aufgaben für das Bischofsgebiet Nigeria bis Dezember 2024 übernehmen. Als leitender Bischof wird Bischof Schol fungieren, und Bischof Nhiwatiwa wird Bischof Schol auf seinen Reisen nach Nigeria begleiten.
Bischof Schol 🔗schilderte dem methodistischen Portal UM Insight ausserdem die chaotischen Zustände rund um seine Teilnahme an der ausserordentlichen Tagung der Jährlichen Konferenzen, auf der Bischof Yohanna und weitere Personen beschlossen, die UMC zu verlassen.
Eveline Chikwanah, UMNS / S.F.
Beitragsbild: Der nigerianische Bischof John Wesley Yohanna spricht zusammen mit Mitgliedern seines Kabinetts ein Gebet während einer Zusammenkunft von Methodist:innen aus den Jährlichen Konferenzen des Nordostens und Südens von Nigeria am 24. Juli in der McBride United Methodist Church in Jalingo. (Foto: Ramson Danjuma, Kommunikationsberantwortlicher der Nordost-Nigeria-Konferenz).
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