Konferenz ermöglichte Schritte auf der Glaubensreise
28. September 2024
Die Methodist:innen in Hunzenschwil hatten am 31. August und 1. September zu einer Konferenz eingeladen. Unter dem Motto «weit glauben, um weiter zu glauben» konnten sich die Teilnehmer:innen aufmachen und den eigenen Glaubenshorizont erweitern.
«Wir haben für die Konferenz das Bild einer Glaubensreise aufgegriffen», erklärt Pfarrer Dave Gassmann. «Glaube ist kein Standpunkt, sondern eine Reise. Manchmal stehen wir an. Es kann auf dieser Reise durch Tiefen gehen. Immer wieder ist es hilfreich, das grössere Bild zu sehen und zu verstehen: Gott ist immer weiter als unser Denken.»
Grosse Bandbreite an Themen
Ein Kernteam von vier Personen unter der Leitung von Dave Gassmann bereitete die Konferenz vor. Rund 120 Personen nahmen schlussendlich Teil.
Am Morgen der beiden Konferenztage gab es jeweils ein Referat. Am Samstag von Torsten Hebel, Schauspieler, Kabarettist und Theologe aus Deutschland. Am Sonntag hielt Dave Gassmann das Referat. «Am Samstag Nachmittag haben wir acht Workshops angeboten.» Ziel sei es gewesen, die Weite des Glaubens aufzuzeigen. «Wir haben versucht, eine grosse Bandbreite an Themen und Inhalten anzubieten.» Die Teilnehmer:innen konnten beispielsweise neue Formen der Spiritualität kennenlernen und selbst erleben, sich über das Verständnis der Bibel austauschen oder ihr Bild von Gott reflektieren. Ziel sei es gewesen, dass jede:r einen weiteren Schritt auf der eigenen Glaubensreise machen konnte.
In Talks und Interviews haben einzelne Leute am Sonntag von ihrer Glaubensreise erzählt. An Samstagabend gab der deutsche Singer und Songwriter Jonnes ein Konzert. Poetry-Slams des methodistischen Pfarrers und SpokenWord-Künstlers Markus Kleiner gaben weitere Impulse zum Thema.
Eine bunte Schar
Die Teilnehmer:innen kamen aus der methodistischen Kirchgemeinde 3×3 in Hunzenschwil, aus anderen methodistischen Kirchgemeinden, anderen Freikirchen der Region und der reformierten Kirche. «Es hatte auch einige, die sich nicht zu einer Kirche zählen», sagt Dave Gassmann. Die hätten oft einen christlichen Hintergrund, haben sich jedoch von der Kirche aufgrund von Verletzungen oder anderen biografischen Brüchen distanziert. «Das war also schon eine recht bunt gemischte Schar.»
Lassen sich solch grosse Unterschiede in einer Konferenz zusammenbringen? – «Wir sind uns von Anfang an bewusst gewesen, dass wir ein Thema wählen, das brisant ist. Darum haben wir sehr gut darauf geachtet, wie wir kommunizieren.» Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass sie sich als Verantwortliche auf eine Seite schlagen – und andere Positionen schlecht machen. Hilfreich sei dafür auch das Bild der Glaubensreise gewesen: «Jede und jeder steht irgendwo. Das Ziel ist nicht, dass alle anderen an diesem Ort ankommen. Wichtig ist vielmehr, dass alle dort, wo sie sind, einen Schritt weiter machen können, was auch immer das für sie bedeutet.»
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Teilnehmer:innen wurden abgeholt
Die Rückmeldungen spiegeln wider, dass das gelungen ist. Natascha Bertschinger, die ebenfalls zum vorbereitenden Kernteam gehörte, erzählt, wie einzelne Teilnehmer:innen die Konferenz erlebt haben. Eine Person etwa sagte ihr am Telefon: «Ich bin in so einem engen Setting zu Hause und merke, ich muss weitergehen.» Das sei für diese Person der Grund gewesen, sich anzumelden. Eigentlich sei sie sicher gewesen, dass sie keine zwei Stunden dort aushalte, erzählte sie Natascha Bertschinger, und schloss gleich an: «Doch ich bin nie, nicht ein einziges Mal rausgelaufen!»
Ähnlich und zugleich anders hörte sie es auch von Teilnehmer:innen, die aus einem reformierten Kontext kamen. «Die sagten mir, die Liedauswahl, vor allem auch unsere selbst geschriebenen Lieder, hätten ihnen sehr gut getan.» Das seien Lieder, die einfach singbar seien. «Mit gewissen Zeilen aus diesen Liedern haben sie sich in einer Worship-Zeit so abgeholt gefühlt wie schon lange nicht mehr.»
Gelungenes Gesamtpacket
Entsprechend findet Natascha Bertschinger auch, an dieser Konferenz habe es nicht das eine, herausragende Highlight gegeben. «Das Gesamtsetting an und für sich hat, glaube ich, sehr viel ausgemacht.» Jede und jeder habe für sich etwas entdecken können – die einen in einem Referat, andere in einem Workshop oder in einem Poetry-Slam oder einfach in der Gemeinschaft. Auch beim Konzert von Jonnes am Abend seien etliche tief bewegt gwesen. «Uns ist es gelungen, einen Spannungsbogen aufzubauen, am Anfang mit dem Referat von Torsten Hebel – und dann hat dieser Bogen sich weiter gespannt bis zum Sonntagnachmittag.»
«Was mich sehr berührt, wenn ich so in die Leute geschaut habe», ergänzt Dave Gassmann, «ist, dass wir eine Gemeinde sein können, die das mitträgt. Eine Gemeinde, die solche Gedanken zulassen und in der so ein riesiges Projekt durchgeführt werden kann.» Sehr viele aus der 3×3 Gemeinde seien mit viel Herzblut dabei gewesen und hätten zahlreiche Stunden investiert. «Das habe ich mega genial gefunden.» Sehr ermutigend sei darüber hinaus gewesen, dass verschiedene Personen zu ihm sagten: «Wir haben jetzt hier erlebt, wie Kirche aussehen könnte in Zukunft.»
Hoher Aufwand – viele leuchtende Augen
Hat sich also der Aufwand gelohnt? – «Ganz klar: Ja!», sagt Natascha Bertschinger. Gelohnt habe sich nicht nur der organisatorische Aufwand, sondern auch der inhaltlich: «Wir haben am Anfang relativ intensiv um das Thema gerungen und dann die Leute, die etwas zum Programm beigetragen haben, mit auf den Weg genommen und gemeinsam besprochen, was wir vermitteln wollen.»
Dem hohen Aufwand stünden dann die vielen leuchtenden Augen gegenüber, die vielen Momente, von denen Teilnehmer:innen ihnen gegenüber sagten: «An diesem Ort habe ich etwas von Gottes gespürt. In diesem Moment ist mein Glauben gestärkt worden. So muss Kirche sein!»
Auswerten und weiter schauen
«Uns als Gemeinde hat das mega gut getan», ist auch Dave Gassmann überzeugt. Er nehme aus der Konferenz die Bekräftigung dessen mit, was ihnen als Gemeinde wichtig sei: «Weit denken können. In die Weite gehen können. Alle Fragen stellen dürfen. Nah am Leben sein und zugleich ganz tief: also sehr relevant auch.»
Ob es eine Wiederholung gibt? – «Jetzt werten wir als Gemeinde die Erfahrungen erst einmal aus», sagt Dave Gassmann. »Dann schauen wir, was als nächstes dran ist.» Er möchte nicht von Event zu Event denken. Wichtig sei, die Impulse in das Gemeindeleben und in den eigenen Alltag mitzunehmen. «Also jetzt ist noch nichts geplant. Aber es kann schon sein, dass wir diese guten Erfahrungen, Gedanken und Formen gerne wieder aufgreifen werden.»