Bezirk
Lothar Schieck

Gemeindedienst als «Ernstfall der Theologie»

30. November 2020

Lothar Schieck, ehemaliger Dozent für Altes Testament und Neues Testament an der methodistischen Ausbildungsstätte während der Zeit der DDR in Bad Klosterlausnitz und nach der Vereinigung in Reutlingen ist tot. Er starb im Alter von 85 Jahren.

Am Freitag der zurückliegenden Woche verstarb Lothar Schieck im Alter von 85 Jahren. Über den Zeitraum von 36 Jahren war der leidenschaftliche Theologe in den Fächern Altes Testament und Neues Testament Lehrer an den theologischen Ausbildungsstätten für den deutschsprachigen Methodismus in Bad Klosterlausnitz und Reutlingen. Seinen Ruhestand verbrachte der Pastor und theologische Lehrer der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) bis zu seinem Tod an seiner letzten Wirkungsstätte in Reutlingen.

Vom Erzgebirge nach Leipzig

Lothar Schieck wurde 1935 im rund 40 Kilometer südöstlich von Zwickau gelegenen Erzgebirgsort Bernsbach geboren. Aufgewachsen in einfachen und ländlichen Verhältnissen hat er sich bereits in jungen Jahren in der Sonntagsschule und Jugendarbeit seiner Gemeinde der damaligen Methodistenkirche engagiert. Schon früh hatten die Menschen in seiner Umgebung die Begabungen des jungen Mannes entdeckt. So wurde er schon als Jugendlicher auf die Möglichkeit eines hauptamtlichen Dienstes in der Kirche angesprochen. Seiner ursprünglichen Bewerbung für ein Germanistikstudium wurde nicht stattgegeben. Jedoch öffneten sich die Türen anderweitig, sodass der gerade erst 18-Jährige vom Erzgebirge in die Universitätsstadt Leipzig zog und dort das Theologiestudium aufnahm.

Selten anzutreffende Verbindung biblisch-theologischer Lehrtätigkeit

Nach seinem Examen und einem Studienaufenthalt in Bad Klosterlausnitz schlossen sich Stationen als Gemeindepastor in Dittersdorf, Grossenhain und Einsiedel an. Bereits 1961, im Jahr seiner Ordination, wurde er neben seiner Tätigkeit als Gemeindepastor beauftragt, die vakante Stelle für das Lehrfach Altes Testament an der methodistischen Ausbildungsstätte in Bad Klosterlausnitz zu versehen. Nach fünf Jahren im Nebenamt wird Schieck 1966 zum ordentlichen Dozenten für Altes Testament gewählt.

Nach fast zwanzig Jahren in dieser hauptamtlichen Tätigkeit, acht Jahre davon als Direktor, plant er 1985 wieder in den Gemeindedienst zurückzukehren. Er wollte wieder den «Ernstfall aller Theologie» leben, wie er es selbst ausdrückte. Der plötzliche Ausfall des Lehrkollegen für das Fach Neues Testament mutete ihm allerdings den Verzicht auf den Gemeindedienst und den nochmaligen Neuanfang im Schwesterfach der biblischen Theologie zu. Im Nachhinein sah er darin die «grosse Chance, die mir den Zugang zu einer gesamtbiblischen Theologie eröffnete». Die «Notwendigkeit für eine bibelzentrierte Ausbildung», die ihm am Herzen lag, erschloss sich in Schiecks Lehrtätigkeit in einer wohl nur selten anzutreffenden Verbindung in einer Person.

Dankbarkeit für «sonst nirgends vorstellbare Möglichkeiten»

Noch einmal eine neue Etappe brachte die Wiedervereinigung Deutschlands mit sich, die 1991 dazu führte, dass die beiden auf deutschem Boden befindlichen theologischen Ausbildungsstätten ihren Lehrbetrieb am «ehemaligen Weststandort» in Reutlingen vereinigten. Sieben Jahre später, im Jahr 1998, tritt Lothar Schieck nach 45 engagierten Jahren eines Lebens für die Theologie in den Ruhestand. Für ihn ein Anlass zum Dank für das «grosse Vertrauen und die sonst nirgends vorstellbaren Möglichkeiten, die mir meine Kirche zeitlebens gewährte».

«Ein überaus wertvoller Gesprächspartner»

Harald Rückert, der Bischof der Methodistenkirche in Deutschland, erinnert sich gerne an die Begegnungen mit Lothar Schieck. Vor seiner Wahl zum Bischof war Rückert Gemeindepastor in Reutlingen und erlebte, wie der ehemalige Theologie-Dozent sich als Gemeindeglied einbrachte. «Lothar Schiecks Überzeugung, dass ‹Gemeinde der Ernstfall der Theologie ist›, verkörperte er auch im Ruhestand vorbildlich», so Rückert. Neben vielen Dingen habe ihn beispielsweise auch die geduldige und bescheidene Art beeindruckt, über Jahre hinweg den Seniorenkreis der Gemeinde zu leiten. «Er verstand es, theologisch komplexe und intellektuell anspruchsvolle Themen anschaulich zu machen, liebevoll, zugewandt und geduldig. Für mich als Gemeindepastor war Lothar Schieck ein mir persönlich überaus wertvoller Gesprächspartner.»

Jetzt endete dieses Leben, das immer in der «Gewissheit, die in der Rechtfertigung des Sünders und Gottlosen liegt», nach erfüllten 85 Lebensjahren. Lothar Schieck hinterlässt seine Ehefrau und eine Tochter mit Enkelkind.

Klaus-Ulrich Ruof, emk.de
Beitragbild: Klaus Ulrich Ruof, Öffentlichkeitsarbeit EmK Deutschland

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