Bezirk
Pfarrerin Sarah Bach, EMK Schwarzenburg

Gemeindeleben in Zeiten von Corona: Schwarzenburg und Basel

8. April 2021

Wie «funktioniert» Kirche in Zeiten von Corona? – Die Gemeinschaft vor Ort fehlt. Neue Formen ersetzen diese nur unzureichend. Doch sie bieten auch Chancen. Einblicke in die Arbeit von Methodist/innen in Schwarzenburg und am Bethesda-Spital in Basel.

«Gottesdienste passen eigentlich gar nicht ins Fernsehformat», sagt Pfarrer Stefan Weller. «Übertragungen sind ein ganz unzureichender Ersatz.» Stefan Weller ist Pfarrer der methodistischen Gemeinde Basel Bethesda und Spitalseelsorger am Bethesda-Spital .

Zuhause mitfeiern

Die Gottesdienste der Gemeinde Bethesda werden über den eigenen Kanal auf dem Bethesda-Campus übertragen. Zusätzlich wurde nun ein Livestream eingerichtet. Für jeden Gottesdienst erstellen die Verantwortlichen einen Programmflyer mit Titelbild, Thema, Liedtexten, Lesungen. «Dieser wird im Spital, Altersheim, betreuten Wohnen und per E-Mail verteilt, sodass man zuhause den Gottesdienst mitfeiern und mitsingen kann», sagt Stefan Weller.

Predigten auf YouTube

Auch bei den Methodist/innen in Schwarzenburg finden die Gottesdienste während der Pandemie anders statt. «Hier in Schwarzenburg haben wir auf YouTube-Predigten umgestellt, die ich jeweils ca. alle zwei Wochen aufgenommen, geschnitten und hochgeladen habe«, erzählt Pfarrerin Sarah Bach.

Schwelle ist niedriger

Ihr Urteil über diese neue Form fällt positiver aus. Die Videos seien oft im Freundes- oder Verwandtenkreis geteilt worden. «Es ist einfacher über Whatsapp ein Video zu empfehlen und weiterzuleiten, als jemanden in den Gottesdienst einzuladen», meint die Pfarrerin. Ausserdem müssten die Leute ein Video auch nicht ganz anschauen. Das könne man auch wieder ausschalten, wenn es dann doch nicht so spannend ist. «Aus einem Gottesdienst rauszulaufen, falls es doch nicht das ist, was man erwartet hat, ist schwieriger.»

«Hybride» Variante

Inzwischen produziert Sarah Bach nur noch ein Video pro Monat. Aufnahme und Produktion hätten einfach zu viel Zeit in Anspruch genommen, sagt sie. Die Verantwortlichen hatten sich darum für eine «hybride» Variante entschieden: Jeden Monat erscheint ein Video im YouTube-Kanal der Gemeinde passend zu einem Monatsthema. Dieses wird dann auch im Gottesdienst, in Material für Klein- und Hausgruppen und einer theologischen Vertiefung behandelt.

Ermutigung per E-Mail

Um den Kontakt mit den Leuten aus seiner Gemeinde zu halten, hat Stefan Weller ausserdem begonnen E-Mails zu versenden: ein Foto, ein paar Gedanken und Neuigkeiten. Während des ersten Lockdown machte er das täglich. «Jetzt hat es sich bei einmal wöchentlich eingependelt», sagt er und ergänzt: «Wir sind beim Rundmail Nr. 112.»

Allerdings hätten nicht alle Leute aus der Gemeinde einen Internetzugang. «Die rufe ich immer wieder einmal an», sagt Stefan Weller. Seelsorge sei überhaupt jetzt oft Telefonseelorge. Das gehe gut, sei aber zeitintensiv.

Telefonisch im Kontakt

Das bestätigt auch Sarah Bach. «Als der erste Lockdown kam, fing ich an, einfach mal unsere Gemeindeliste durchzutelefonieren», erzählt sie. «Schnell merkte ich, dass so ein Telefongespräch viel Zeit in Anspruch nimmt, vor allem wenn es viel gibt, das die Leute beschäftigt.» Inzwischen hat die Leitung der methodistischen Gemeinde in Schwarzenbach diese Aufgabe aufgeteilt.

Sehnsucht nach Umarmung

Einen besonderen Aspekt der Kontaktbeschränkungen kennt Stefan Weller aus seiner Arbeit als Spitalseelsorger. «Als Seelsorgende im Spital sind wir ausser Ärzten, Therapeuten und Pflegenden die einzigen, die zurzeit persönliche Besuche machen dürfen.» Nach einem Jahr Pandemie erlebten sie viel öfter, dass Leute unter dem Eingesperrt-Sein und der Isolation sehr leiden. So habe ihm eine Person bei einem Besuch unter Tränen gesagt: «Ich sehne mich danach, wieder einmal umarmt zu werden.»

Das Miteinander wird vermisst

Auch in Schwarzenburg werden die vielfältigen Formen des Miteinanders vermisst. «Die Gemeinschaft fehlt uns», sagt Sarah Bach. «Das gemeinsame Essen fehlt uns. Ich hoffe wir werden dies auf ganz neue Art wertschätzen, wenn dies wieder möglich ist.»

Pandemiemüde

«Wir sind alle pandemiemüde und sehnen uns nach Lockerungen», bringt es Stefan Weller auf den Punkt. Dennoch schätzt er die Akzeptanz für die Einschränkungen nach wie vor als gross ein. «In unseren Angeboten versuchen wir Rücksicht auf die Schwächsten zu nehmen, seien dies Risikopatienten oder die ‹Vorsichtigen› unter uns», ergänzt Sarah Bach. «Aber es nagt an uns allen.»

S.F.
Beitragsbild: Screenshots

Weitere Newsmeldungen

Abonnieren Sie hier unseren Newsletter


Weitere Beiträge in dieser Serie

Gemeindeleben in Zeiten von Corona: Bregenz und SolothurnVorona bei den Schwestern des Diakonats Bethesda