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Briefumschlag

Kirche und Welt sabotiert Kaleidoskop

24. September 2021

zu 🔗«Kirche und Welt» 05/2021

Mit Erstaunen und Ärger habe ich festgestellt, dass in der Herbstausgabe von «Kirche und Welt» (05/2021) gleich zwei doppelseitige Artikel sind, welche rund um die Thematik der Homosexualität kreisen und stets eine liberale und progressive Sichtweise vertreten. Der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft 🔗befürwortet unisono die Ehe für alle. Auf die Auseinandersetzung mit den Einwänden der Gegner:innen wird leider bewusst verzichtet. Viel Raum erhält auch die 🔗Initiative «Safe place to be» zur Vorstellung ihres an sich begrüssenswerten Angebotes. In Kombination mit einer weiteren Kurzmeldung zur britischen Methodistenkirche (🔗«Eheverständnis neu formuliert») ist bei mir der Eindruck einer Berichterstattung und Beeinflussung entstanden, die diametral dem Szenario «Kaleidoskop» widerspricht. Das Szenario Kaleidoskop befürwortet explizit die Vielfalt der Meinungen zur Homosexualität und wirbt dafür, die vorhandenen Spannungen auszuhalten. In der vorliegen Ausgabe von Kirche und Welt wird das Aushalten von Spannung aber einseitig den traditionell Denkenden zugemutet.

Als Pfarrer setze ich mich 🔗für das Szenario Kaleidoskop ein. Ich hoffe, dass wir als Kirche – und konkret vor Ort als Gemeinde – zusammenbleiben können, auch wenn wir in Fragen der Homosexualität (und der Bibelinterpretation) nicht einig sind. Ich selber bin in dieser Frage hin- und hergerissen und fühle mich wohl in einer Kirche, in der in dieser Frage eine gewisse Uneindeutigkeit gelebt wird. Kirche und Welt torpediert nun aber unsere Bemühungen zum Miteinander trotz verschiedener Meinungen, wenn nur die eine Position Raum erhält. Es ist generell mein Eindruck, dass in der gesamtkirchlichen Kommunikation und an Jährlichen Konferenzen einseitig in eine Richtung beeinflusst und gearbeitet wird.

Menschen, die bereits kritisch eingestellt sind und die Gesamtkirche als zu liberal-progressiv wahrnehmen, werden durch solche Beobachtungen darin bestärkt, dass konservativ denkende in der EMK der Zukunft keinen Platz mehr haben oder gar unerwünscht sind.

Für mich ist es unverständlich, dass Kirche und Welt derart einseitig kommuniziert und ich kann kaum nachvollziehen, was den Ausschuss für Kirche und Gesellschaft dazu bewogen hat, keine einzige Gegenstimme bei der «Ehe für alle» zu Wort kommen zu lassen. Die Kumulierung der liberalen Position in der besagten Ausgabe mag keine Absicht gewesen sein, zeugt aber m.E. von wenig Sensibilität (oder bewusster Ignoranz?) gegenüber den Positionen, die man nicht so mag. Ich bitte die Verantwortlichen vom Bereich Kommunikation, aber auch von Kirchenvorstand und Kabinett, in ihrer Kommunikation die angestrebten Werte vom Szenario Kaleidoskop vorzuleben und die Bemühungen der Gemeindeverantwortlichen um ein gutes Miteinander nicht zu behindern.

Ruedi Stähli, Pfarrer EMK Windisch

Anmerkung in eigener Sache

Der Breichsleiter Kommunikation weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass kein Mitarbeiter des Bereichs Prozesse oder Szenarien behindert oder sabotiert.

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