Bezirk
Bild: Alte Frau

Steigende Zahlen

14. Januar 2022

In vielen europäischen Ländern richtet sich der mediale Fokus auf die durch die Omikron-Mutation verursachten steigenden Ansteckungszahlen der Coronainfektionen und die dagegen verordneten Massnahmen. Im Schatten der Pandemie steigt aber auch die Zahl der Menschen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind, wie ein Bericht aus Nord-Mazedonien zeigt.

In Strumica, einer Stadt im südöstlichen Teil Nord-Mazedoniens, ist Corona ein omnipräsentes Thema. Dies gilt ganz allgemein für die Situation im Land. In besonderer Weise trifft dies aber auf das 🔗«Miss Stone»-Zentrum der dortigen Methodistenkirche zu. Denn die Hilfe, die durch die Mita<rbeiter:innen dieses Zentrums geleistet wird, richtet sich primär an alte und gebrechliche Menschen. Um ihnen die nötige Fürsorge anbieten zu können, ist ein hohes Mass an Organisationstalent, besonderen Hygiene-Massnahmen und auch Improvisation gefragt. Leider gehen die steigenden Fallzahlen auch mit einer hohen Todesrate einher.  Das  ist nicht zuletzt der schlechten medizinischen Versorgung im Land geschuldet.

Heizen oder essen?

Ihre Spende kommt an!

Mit einer Spende ermöglichen Sie den Mitarbeiter:innen des «Miss-Stone»-Zentrums, die gestiegenen Kosten zu bewältigen und den Menschen mit ihren Angeboten die dringend benötigte Hilfe zu bringen.
Spenden Sie jetzt!
(Vermerk: «Projekt-Nr. 22570»)

Äusserst belastend sind neben der Kälte auch die massiv ansteigenden Energie- und Lebensmittelpreise. Sie stellen so manche Menschen vor die Entscheidung, entweder zu heizen oder zu essen. Auch das Projekt «Essen auf Rädern» des «Miss Stone»-Zentrums, das seit über 20 Jahren existiert, steht deswegen vor einer grossen Herausforderung: Wie können Preiserhöhungen von bis zu 30% bei Grundnahrungsmitteln und von gar 100% bei einzelnen Produkten wie Speiseöl bewältigt werden, ohne die Qualität der Mahlzeiten reduzieren zu müssen? Im Herbst konnten Obst- und Gemüsevorräte angelegt werden konnten, indem sie eingemacht wurden – so zum Beispiel 750 kg Weisskraut für die beliebte Mahlzeit Sarma (Krautwickel). Das hilft in dieser Situation zwar, vermag die allgemeine Notlage aber nur in einem beschränkten Ausmass zu entschärfen.

Mehr ist nicht möglich

Auch in Radovish nimmt die Zahl der Hilfsbedürftigen ständig zu, und eigentlich müsste das dortige Hilfsangebot ausgeweitet werden. Dies ist aber wegen der ausgeschöpften Kapazität der Küche im «Miss Stone»-Zentrum und der fehlenden finanziellen Mittel nicht möglich. So werden von Montag bis Freitag weiterhin jeweils 50 warme Mahlzeiten abgegeben.

Betagten Menschen helfen

Das Hauspflegeprojekt, ein weiterer Arbeitszweig des «Miss Stone»-Zentrums, deckt ein grosses Bedürfnis alter und mobilitätsbehinderter Menschen ab. Da ist zum Beispiel Slobodanka Z., eine 73-jährige Witwe. Ihre beiden Kinder leben woanders. Sie können oder wollen sich nicht um ihre Mutter kümmern. Als sie vor einigen Monaten schwer stürzte und sich das Fussgelenk brach, war sie wochenlang bettlägerig. Das Hauspflege-Team versuchte dann, mit regelmässigen Besuchen, speziellen Übungen und Massage Slobodanka Z. wieder auf die Beine zu bringen. Mit einer orthopädischen Hilfe ist sie nun in der Lage, das Leben wieder einigermassen selbständig zu meistern. Sie erhielt während dieser schwierigen Zeit auch psychologische Unterstützung, bekommt jetzt über «Essen auf Rädern» regelmässig eine warme Mahlzeit, und freut sich immer sehr, wenn sie von Mitarbeitenden des «Miss Stone»-Zentrums besucht wird.

Kinder werden ihrem Schicksal überlassen

Die Beratungsstelle für Roma-Mädchen in Ohrid, ein weiteres Angebot der Diakonie Nord-Mazedonien, bekam in ihrem Unterwegssein mit Teenagern aus nächster Nähe mit, welch schwere Folgen die Pandemie auf die Psyche und Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen hat. «Die Gesellschaft und das Gesundheitssystem haben völlig versagt. Das Sozialamt ist unsichtbar. Bedürftige Kinder und Jugendliche werden ihrem Schicksal überlassen», schreibt Christina Cekov aus Strumica in einem Bericht.

Zukunft ermöglichen

Ob die Menschen sehr alt sind oder noch einen grossen Teil ihres Lebens vor sich haben: Die Verantwortlichen der Projekte setzen sich nach Kräften dafür ein, ihnen Hilfe anzubieten, mit ihnen nötige Schritte zu gehen und ihnen auf diese Weise Zukunftsperspektiven zu eröffnen.

Quelle: Dijakonija Severna Makedonija / Christina Cekov / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs
Foto: Martin Konev

Weitere Newsmeldungen

Abonnieren Sie hier unseren Newsletter