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Bild: Vorbereitungen für einen Hilfstransport der Methodisten in Polen

Weniger Flüchtlinge – zunehmende Not

28. Mai 2022

Die Zahl der Flüchtlinge geht zurück, auch in der Ukraine selbst. Doch vor allem dort wird zugleich die Versorgungslage immer prekärer. Hilfstransporte haben daher in der Arbeit der Methodist:innen an Bedeutung gewonnen.

Rund 6.7 Milllionen Ukrainer:innen sind 🔗gemäss UNHCR aus ihrem Land geflohen. Die Zahl der Flüchtlinge ist zwar immer noch hoch – knapp 1.2 Millionen waren es gemäss UNHCR im Mai. Zugleich ist die Zahl der Personen, die zurückkehren stark gestiegen. Das UNHCR rechnet mit knapp 2.2 Millionen Ukrainer:innen, die in ihr Land zurückgekehrt sind.

Zahl der Flüchtlinge sinkt

Genau Zahlen können die methodistischen Verantwortlichen für die Arbeit mit Flüchtlingen nicht angeben. Doch berichtet etwa Luca Bírtalan, Koordinator der methodistischen Arbeit mit Flüchtlingen in Ungarn, dass die Zahl der von der Methodistenkirche aufgenommenen Flüchtlinge deutlich zurückgegangen sei.

Auch innerhalb der Ukraine selbst berichten die Verantwortlichen von einer ähnlichen Entwicklung. Die Zahl der Binnenvertriebenen im westlichen Teil der Ukraine nimmt ab. Die Menschen kehren entweder in die Orte zurück, aus denen sie gekommen sind, oder sie versuchen, in Westeuropa Schutz zu finden.

Versorgungslage ist schlecht

Dennoch verschlechtert sich die Versorgungslage im Westen der Ukraine. Der Bedarf an Lebensmitteln, medizinischen Artikeln (etwa zur Wundbehandlung), Schuhen oder Westen steigt. Viele Dinge sind im Land nicht mehr zu bekommen. Für die Hilfsaktionen der Methodist:innen in Polen, Ungarn, Tschechien, der Slowakei oder Rumänien hat darum die Zusammenstellung und Entsendung von humanitären Hilfstransporten an Bedeutung gewonnen.

Dabei behalten sie auch Bevölkerungsgruppen im Blick, die sonst eher wenig Beachtung finden. Ein Teil der von der russischsprachigen Methodistenkirche in Prag organisierten humanitären Hilfstransporte geht 🔗in die Region Sumy im nordöstlichen Teil der Ukraine. Ein Pastor und Seelsorger, der Gefängnisse in dieser Region betreut, kann so Gefangene mit Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln versorgen.

Staatliche Restriktionen befürchtet

Laut Rares Calugar, methodistischer Superintendent in Rumänien, könnte der Transport von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung in die Ukraine aus Rumänien freilich bald schwieriger werden. Offenbar plant der rumänischen Staat Restriktionen für die Ausfuhr solcher Hilfsgüter. Die rumänischen Verantwortlichen werden die Situation weiter prüfen. Sie wollen auch weiterhin dringend benötigte medizinische Hilfsgüter an ein Krankenhaus in der Ukraine schicken.

Soziale Spannungen brechen auf

In den direkt oder indirekt an die Ukraine angrenzenden Ländern machen sich deutlicher soziale Spannungen im Zusammenhang mit der grossen Zahl an Flüchtlingen bemerkbar. Karel Nyerges, Direktor des metho­distischen Dia­konie­werks in Tschechien, berichtet, dass in seinem Land Stimmen laut würden, die fragen: «Warum erhalten Menschen aus der Ukraine Hilfe – und wir nicht?» Auch die Zahl der Fake-News habe zugenommen.

In 🔗Jihlava, 130 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Prag, entsteht in Tschechien ein neues Zentrum für humanitäre Hilfe. Es wird nicht nur für Menschen aus der Ukraine sein, sondern auch für alleinerziehende Familien aus der Region Jihlava. Die methodistischen Verantwortlichen sehen darin auch einen Beitrag zum Abbau unnötiger sozialer Spannungen.

Arbeit mit Flüchtlingen bleibt wichtig

Eine wichtige Aufgabe bleibt, die Flüchtlinge zu begleiten, die für eine längere Zeit in den an die Ukraine angrenzenden Ländern bleiben. So kümmern sich die Methodist:innen in Rumänien weiterhin um Waisenkinder aus der Ukraine, um ältere Menschen, die in einem orthodoxen Kloster in der Nähe von Cluj-Napoca untergebracht sind, und um andere «Gäste» aus der Ukraine, die an verschiedenen Orten leben.

Karel Nyerges ist dankbar, dass die methodistischen Häuser in Tschechien, in denen ukrainische Flüchtlinge langfristig untergebracht sind, reibungslos funktionieren. «Die Menschen hier sind sicher und haben alle Grundlagen für ein gutes Leben», sagt er. Doch das ändere nichts daran, dass diese Menschen nach wie vor «im Schlamassel stecken». Auch wenn sie einen Platz zum Leben hätten, würden sie ständig mit innerer Unsicherheit, Unruhe und Angst kämpfen. «Ich sehe diese kriegerische Krise als eine Gelegenheit, den Wert des menschlichen Lebens neu zu begreifen und denen zu helfen, die es in diesem Moment am meisten brauchen.»

Urs Schweizer, Assistent von Bischof Patrick Streiff (Zürich) / S.F.
Beitragsbild: Zwei Mitarbeiter der Methodistenkirche in Kielce, Polen, bereiten einen hilfstransport vor. (Bild: zVg via Facebook)

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