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Forum traditinell Symbolbild

Eine Kultur des Miteinanders unterschiedlicher Meinungen mitgestalten

16. September 2022

Zum dritten Mal trafen sich am 10. September Methodisten mit traditionellen Glaubensüberzeugungen zum «Forum traditionell» in Biel. Sie tauschten darüber aus, wie sie Gegenwart und Zukunft der methodistischen Kirche in der Schweiz mitgestalten und dabei ihre Werte einbringen können.

Zum 3. Forum traditionell waren 24 Personen nach Biel gekommen. Schwerpunkt ihres Austauschs war die Frage, welche «Möglichkeiten und Herausforderungen in der Umsetzung von ‹Kaleidoskop› als traditionelle Methodisten» liegen.  – Im vergangenen Sommer hatte die Jährliche Konferenz (Synode) das Szenario «Kaleidoskop – den Missionsauftrag leben» 🔗mit einer deutlichen Mehrheit angenommen. Es beschreibt den Weg, wie die methodistische Kirche in der Schweiz trotz unterschiedlicher Überzeugungen in Fragen der sexuellen Orientierung zusammenbleiben kann.

Möglichkeiten ausloten

Ausgehend von dieser Entscheidung arbeiteten am Vormittag in Biel die Teilnehmer des Forums in Gruppen an der Frage, welche Möglichkeiten und Herausforderungen für Gemeinden und für einzelne daraus erwachsen. Neben Personen aus der Schweiz waren auch drei Vertreter methodistischer Gemeinden aus dem Elsass dabei. Um deren besondere Situation einen eigenen Raum zu geben, hatten die Verantwortlichen im Vorfeld kurzfristig eine dritte Gruppe mit diesem Themenschwerpunkt angeboten.

Positionieren oder offen halten?

Nach der Gruppenarbeit berichteten die einzelnen Gruppen wieder im Plenum. Aus den Rückfragen dort entwickelten sich weitere Impulse und Gedanken. So entspann sich etwa aufgrund des Berichts der Gruppe, die sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen für Gemeinden befassten ein Austausch über die Frage: Ist es wichtig, dass Gemeinden ihre Haltung zur Homosexualität klar festlegen? Oder müsste auf der Ebene der Gemeinde hier ganz grundsätzlich eine Offenheit für sehr unterschiedliche Positionen gewahrt bleiben?

Unverzichtbare Basis

Die Gruppe, die nach den Möglichkeiten und Herausforderungen für einzelne fragte, betonte, dass es wichtig sei, dass man über die eigene – vielleicht abweichende – Haltung reden kann. Basis dafür sei nicht allein Akzeptanz, sondern gegenseitige Wertschätzung. Es gehe um die Anerkennung unterschiedlicher Ansichten mit dem Schwerpunkt, Jesus zu ehren.

Wie sieht Unterstützung aus?

Mit sehr spezifischen Herausforderungen sind methodistische Gemeinden im Elsass konfrontiert. In Frankreich zeichnet sich ab, dass 🔗Kirchgemeinden sich von der methodistischen Kirche trennen werden Ans Forum gekommen waren nun Personen aus Kirchgemeinden, die sich im Moment eigentlich nicht trennen wollen. Die anderen Gruppenteilnehmer hörten ihre Berichte und suchten im Gespräch nach Wegen, wie sie diese Personen unterstützen können. Deren Anliegen war es ganz stark, dass die Kirche dahin finde, sich auf ihre Sendung, ihre Mission zu fokussieren, Die finde nicht in, sondern ausserhalb der Kirche statt.

Die Mission leben

Am Nachmittag diskutieren die Teilnehmer darüber, wozu das Forum künftig dienen könnte. Bereits früher waren als Anliegen formuliert worden, einzelne und Gemeinden darin zu unterstützen, ihre Überzeugung und Gaben in der Methodistenkirche einzubringen, traditionelle Anliegen in den kirchlichen Gremien einzubringen und das traditionelle Verständnis von Ehe und Sexualität zu stärken und zu vertreten. Neu wurde angeregt, sich nicht monothematisch auf das Thema Homosexualität zu fokussieren. Es gehe darum, die Mission Christi zu leben. Das sei unbedingt ein Ziel der Traditionellen. Die Frage sei, wie das gestärkt werden könne.

Hören und verstehen

Mit am Forum teilgenommen haben mehrere Personen vom 🔗Vorstand der Methodistenkirche in der Schweiz und Frankreich. Unter ihnen war auch Roland Affolter, Co-Präsident des Vorstandes. Aus seiner Sicht ist es wichtig, dass auch Leute aus dem Vorstand mit an diesen Tagungen sind. «Die Jährliche Konferenz hat den Vorstand beauftragt, dass wir eine Verbindungsperson einsetzen, um den traditionellen im Ganzen mehr Raum zu geben», sagt er. Es sei dem Vorstand ein Anliegen, an den Forumstagen mit den Teilnehmern in Kontakt treten zu können. «Uns ist es wichtig zu hören und zu verstehen: Was ist das Anliegen der Traditionellen in dem Forum?» Zudem sei es sehr hilfreich, wenn sie auf spezifische Fragen auch direkt Antworten geben oder Zusammenhänge erklären könnten.

Vom dritten Forumstag nimmt er viele gute Eindrücke mit. «Ich war von einzelnen Voten sehr beeindruckt» sagt er. «In diesen wurde die Kultur des Kaleidoskop sehr gut antizipiert.»

Methodistische DNA

Für Roland Affolter ist der gesamte Kaleidoskop-Prozess eine gute Möglichkeit, die methodistische Identität zu stärken. Das Miteinander unterschiedlicher Meinungen, wie es das Szenario «Kaleidoskop» vorsehe, gehöre schon immer zur methodistischen DNA. «Wenn wir diese Kultur jetzt weiterentwickeln, dann ist das ein Bewusstseinsbildungsprozess der unsere Identität stärken wird: die DNA des Miteinanders in der Unterschiedlichkeit.»

Neue Herausforderungen kommen gewiss

Insofern sei für ihn das Szenario «Kaleidoskop» eine Identitätsfrage. «Aber ‹Kaleidoskop› ist nicht nur die Haltung und der Umgang mit dem Thema Homosexualität in der Kirche, sondern grundsätzlich die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen.» Ähnlich hätten das auch einige Teilnehmer geäussert. Für Roland Affolter ist denn auch klar: «Es werden andere Themen auf uns zukommen, bei denen wir haargenau in dieser Haltung miteinander weiterarbeiten und diskutieren müssen – um so miteinander Brüder und Schwestern zu bleiben.»

Eine wichtige Plattform

Auch beim dritten Forum zeigte sich erneut, wie wichtig das Forum als Gesprächsplattform ist. «Für einzelne Teilnehmende war es überhaupt das erste Mal, dass sie als Traditionelle mit anderen Methodisten übers Kaleidoskop reden konnten», sagt Stefan Schnegg, der zum Trägerkreis gehört und im Auftrag des Vorstands das Forum mitorganisiert. In einzelnen methodistischen Gemeinden werde einem solchen Gespräch über das Szenario «Kaleidoskop» nämlich aus dem Weg gegangen.

Am Forum wurde auch beschlossen, die Vernetzung über die 🔗Kommunikationsapp «EMK Spiritual» weiter zu fördern. Der Termin für das «4. Forum traditionell» werde bald kommuniziert, sagt Stefan Schnegg.

S.F.
Beitragsbild: zVg

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