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Ist Einheit trotz grosser Unterschiede möglich? Methodisten erhalten in Bern eine klare Antwort

30. November 2019

An einem Studientag in Bern setzten sich die Methodist/innen mit unterschiedlichen Einschätzungen der Homosexualität auseinander. Nach den Referaten am Vormittag stellten sich die Referenten am Nachmittag einigen Fragen – und gaben auf ihre Weise Antwort auf die Grundfrage des Anlasses.

Am Nachmittag des Studientages in Bern nahmen die drei Referenten in einem Podiumsgespräch Fragen aus dem Auditorium auf, die am Vormittag auf Karten gesammelt wurden. Eine grosse Zahl von Fragen war eingegangen, von denen einige ausgewählte im Gespräch der Referenten aufgenommen wurden. Moderiert wurde das Gespräch von Distriktsvorsteherin Claudia Haslebacher.

Schweigende Ablehnung?

In einem ersten Teil wurden Verständnisrückfragen sowie einige grundsätzlichere Fragen aufgenommen. Gefragt wurde zum Beispiel, weshalb Roland Gebauer die biblische Schöpfungserzählung für die Beurteilung der Homosexualität heranziehe, obwohl der Text ja gar nichts zu dieser Frage sagen. Bei Gen 1 handle es sich seiner Einschätzung nach um einen «Ordnungstext», der grundlegende Strukturen des menschlichen Lebens beschreibt und so den Schöpferwillen erkennen lasse. Dazu gehöre eben, dass Mann und Frau bipolar aufeinander bezogen seien. Es sei aber richtig, dass andere sexuelle Formen gar keine Erwähnung fänden. Dieses Schweigen beurteilte Gebauer so, «dass diese anderen Formen von Gott nicht gewollt sind.» «Ja», entgegnete ihm Jörg Barthel, «ich glaube auch, dass Gen 1 grundlegende Ordnungen zeigt, aber der Text zeigt eben nicht alles», sagte er weiter. Es sei quasi so, als würden uns Räume gezeigt. Aber über deren Einrichtung werde nichts gesagt.

Klarstellungen

Auch kritische Rückfragen zum Beispiel an Roland Gebauer wurden formuliert: «Verstehe ich Sie richtig: Gehöre ich als schwuler Mann nicht in Gottes Schöpfungsordnung?», fragte einer der Teilnehmenden, nachdem Gebauer am morgen markant – wenn auch, wie er dort bereits betonte, missverstehbar – sagte, Homosexualität sei keine Schöpfungsvariante. Am Nachmittag nun präzisierte er und unterstrich: «Mein Bestreben ist es nicht, homosexuell empfindende Menschen zu diskriminieren. Das kann man zwar aus meinen Äusserungen als Konsequenz herauslesen, ist aber nicht meine Absicht.» Er wolle diese Menschen in ihrem So-Sein annehmen. Sie seien für ihn auch nicht «Christen 2. Klasse». Wogegen er indes Vorbehalte habe, sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen.

Die weitere Diskussion in dieser Frage führte zum Eheverständnis, bei dem Roland Stettler dafür plädierte, die Ebenen auseinander zu halten: Die in der Schweiz gerade diskutierte «Ehe für alle» sei ein juristisches Element. Was das für die theologischen Aussagen bedeute, sei damit nicht entschieden. In der Diskussion würden die unterschiedlichen Ebenen aber bunt durcheinander gewürfelt.

Klare Antwort

Das Podiumsgespräch am Nachmittag war facettenreich: Die Referenten führten kontroverse Diskussionen, spielten sich gegenseitig die Bälle zu, rangen manchmal sichtlich damit, ihre Positionen klar zu formulieren. Hier und da wurde erkennbar, dass in den Positionen auch ungeklärte Spannungen enthalten sind. Die Referenzen gaben Einblicke in persönliche Erfahrungen und Entwicklungsprozesse. Und auch in den kontroversen Gesprächsteilen war der gegenseitige Respekt spürbar. Immer wieder hatte auch Humor Raum. Auf die Grundfrage des Studientages, ob Christ/innen in der Beurteilung der Homosexualität (sehr) unterschiedlicher Meinung und dennoch miteinander in einer Kirche verbunden sein könnten, gab das Podiumsgespräch auf diese Weise eine klar positive Antwort.

S.F.
Beitragsbild: EMK Schweiz / sf

Videomitschnitt des Podiumsgesprächs

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