Bezirk

Mögliche Trennung: Was machen die Methodisten in Mittel- und Südeuropa?

9. Januar 2020

Der kürzlich von einer Arbeitsgruppe der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church, UMC) vorgelegte Vorschlag könnte den langen internen Streit um die Homosexualität beenden. Die UMC steht vor einer Trennung, die aber könnte respektvoll ablaufen. Bischof Patrick Streiff hofft, dass die Methodisten in Mittel- und Südeuropa weiterhin zusammenbleiben.

In die Auseinandersetzung angesichts der strittigen Fragen zur Homosexualität innerhalb der UMC ist durch den kürzlich vorgelegten Trennungsvorschlag einer international besetzten Arbeitsgruppe Bewegung gekommen. Der Vorschlag sieht eine respektvolle Trennung der weltweiten Kirche vor. Er wird den Delegierten der im Mai in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota tagenden Generalkonferenz (Synode) zur Beschlussfassung vorgelegt.

Die UMC öffnet sich – ein traditioneller Teil spaltet sich ab

Zentral im vorgelegten Vorschlag ist der Fortbestand der UMC als eine Kirche, in der es weiterhin Platz für verschiedene Frömmigkeitsausprägungen und Überzeugungen geben soll. Für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und die Ordination Homosexueller zu Pfarrpersonen sieht der Vorschlag die Öffnung der bestehenden Kirche vor, ohne dass diese Neuausrichtung in allen Mitgliedskirchen der weiter bestehenden UMC umgesetzt werden müsste. Zugleich ist die Bildung einer neuen, traditionell orientierten methodistischen Kirche («new traditionalist Methodist denomination») vorgesehen. Diese soll sich von der UMC trennen und eigenständig strukturieren.

Für den Verbleib in der UMC sind auf keiner Ebene der kirchlichen Konferenzstrukturen Abstimmungen erforderlich. Im Fall einer Trennung von der UMC gibt es Verfahrenswege mit klaren Regelungen. Der Vorschlag sieht die Aussetzung aller Disziplinarverfahren vor, in denen Personen im ordinierten pastoralen oder bischöflichen Dienst der Verletzung der Kirchenordnung angeklagt sind.

Neue Strukturen für die europäischen Methodisten?

Patrick Streiff, Bischof für Mittel- und Südeuropa, zu dessen Gebiet auch die Schweiz zählt, unterstützt den Trennungsvorschlag, hofft aber gleichzeitig, dass die Methodisten in Mittel- und Südeuropa «so eng wie möglich miteinander verbunden bleiben trotz der Unterschiede in den glaubensmässigen Überzeugungen bezüglich des Dienstes mit LGBTQ-Personen». Seit längerem entwickeln Arbeitsgruppen auf Schweizer wie auf überregionaler Ebene dazu mögliche Szenarien, die noch im Januar mit weiteren Personen aus den Leitungsgremien der Kirchgemeinden und der Jährlichen Konferenz (Synode) besprochen werden.

Möglicherweise eröffne sich durch den Trennungsvorschlag «eine Chance, dass die verbleibende ‹EMK nach der Trennung› eine weltweite, konnexionale Struktur erlaubt und umsetzt, die es ermöglicht, die Einheit im Band des Friedens zu bewahren auch in einer Region, die so sehr von unterschiedlichsten Diversitäten geprägt ist wie Mittel- und Südeuropa«, schreibt Bischof Streiff in einem Brief an Leitungsverantwortlichen in seinem Bischofsgebiet.

Der Trennungsvorschlag entstand auf Initiative von ausserhalb der USA

Der kürzlich vorgelegten Trennungsvorschlag der UMC beruht auf der Vorarbeit einer sechzehn Personen umfassenden Gruppe. Diese formierte sich im August des vergangenen Jahres auf Initiative von John Yambasu, des Bischofs der UMC in Sierra Leone, und sollte vor allem auch die Interessen der in Zentralkonferenzen (Synoden) organisierten Teile der UMC außerhalb der Vereinigten Staaten zu Gehör bringen. Zu ihr gehören Vertreter der UMC aus Europa, Afrika und den Philippinen sowie aus den Vereinigten Staaten. Auch waren Meinungsführer unterschiedlicher Interessengruppen mit teilweise weit auseinanderliegenden Überzeugungen an diesen Gesprächen beteiligt. Daher ist die einstimmige Einigung auf den gemeinsamen Trennungsvorschlag bemerkenswert.

Unter Anleitung eines hochrangigen Mediators, der in den USA schon viele komplizierte Mediationsprozesse begleitete, einigte sich die Gruppe auf den Vorschlag, der der Generalkonferenz (Synode) zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Dieser Vorschlag zur geordneten Trennung sei «das beste Mittel, um unsere Differenzen zu lösen» heißt es in der veröffentlichten Erklärung. Jeder Teil der Kirche könne so «seinem theologischen Verständnis treu bleiben und gleichzeitig die Würde, Gleichheit, Integrität und den Respekt gegenüber jeder Person bewahren».

 

Klaus Ulrich Ruof (EMK Deutschland) / es
Beitragsbild: Sigmar Friedrich / EMK Schweiz

Botschaft Bischof Streiff für Mittel- und Südeuropa

Reaktion der deutschen Methodisten

Übersichtsseite Beschlüsse der Generalkonferenz 2019