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«Wir haben heute die Möglichkeit, etwas ganz Neues zu wagen»

4. Mai 2020

Die neue Vorsitzende des Bischofsrates der weltweiten United Methodist Church (UMC), Bischöfin Cynthia Fierro Harvey, ermutigte ihre Kolleg/innen bei ihrer ersten Ansprache dazu, vertrauensvoll in eine unbekannte Zukunft zu gehen – in der Gewissheit, dass Gott bereits da sei.

Der Bischofsrat der UMC tagte vom 29.April bis 1. Mai in einer ungewöhnlichen Form: Die Bischöf/innen fanden sich in einer Zoom-Sitzung zusammen. Ein letztes Mal hatte Bischof Kenneth Carter den Vorsitz inne. Seine Nachfolgerin, Bischöfin Cynthia Fierro Harvey, zeigte in ihrer Botschaft an ihre Kolleg/innen auf, was ihrer Überzeugung nach die aktuellen Herausforderungen in der Gesellschaft und der Kirche miteinander verbindet. Als Grundlage für ihre Ansprache hatte sie eine der Ostererzählungen aus dem Johannesevangelium gewählt.

Die Zukunft ist völlig offen

Wir befänden uns in einer Welt, die erfüllt sei mit Worten wie: «noch nie dagewesen», «völlig unbekannt», «niemals zuvor», sagt Bischöfin Fierro Harvey. Als Menschen des Glaubens, die von Ostern her leben, wüssten wir zugleich, dass alles, was uns betrifft und begegnet, Gott schon bekannt sei. Nichts sei ihm «völlig unbekannt».

Als Menschen freilich kennzeichne uns Unwissenheit. Wir seien begrenzt. Niemand habe zuvor Führungsverantwortung während einer solchen weltweiten Pandemie übernehmen müssen. «Unsere Welt weiss nicht, wie die Zukunft aussehen wird.» Niemand heute habe zuvor in einer Kirche Führungsverantwortung übernehmen müssen, in der sich eine Trennung der Kirche abzeichnete. «Unsere Kirche weiss nicht, wie die Zukunft aussehen wird.» Doch als von der Hoffnung bestimmte Menschen, als Menschen die von der Osterbotschaft geprägt seien, verfügten wir auch über ein anderes «Wissen».

Lernerfahrungen für die Zukunft

«Es gibt Tage, da möchte ich gerne zurück in jene Zeiten, als die Dinge noch ‹normal› funktionierten», sagt Bischöfin Fierro Harvey. «Es gibt Tage, da möchte ich mein altes Lebens zurück!» Doch diese Zeiten seien ein für allemal vorbei. «Und», fragt die Bischöfin in ihrer Ansprache weiter, « was hiess schon ‹normal›?» Es sei eine durch grosse Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten gekennzeichnete «Normalität» gewesen.

So verständlich der Wunsch sei, zurückzukehren zum Vertrauten, plädiert Bischöfin Fierro Harvey für etwas anders: «Wir haben heute die Möglichkeit, etwas ganz Neues zu wagen.» Dabei gehe es darum, aus dem zu lernen, was wir in dieser Krisenzeit entdeckt haben: Wir hätten die Grosszügigkeit von Menschen kennengelernt. Es seien neue Formen gefunden worden, miteinander Verbunden zu bleiben. Unsere Trennungen und Unterschiede seien viel weniger wichtig. Das, was uns miteinander verbindet, sei ins Zentrum gerückt.

Den nächsten Schritt wagen

«Nun müssen wir besonders mutig sein», fordert die Bischöfin auf, «und als Menschen, die von der Osterbotschaft geprägt sind, hinausgehen in eine Welt, die es so nie zuvor gab. Unsere Gemeinschaften und Kirchen werden nie mehr dieselben sein.» Jetzt könnten wir nichts anderes tun, als den nächsten, kleinen Schritt vertrauensvoll zu tun hinein in eine ganz unbekannte Zukunft – in der Gewissheit, dass Gott bereits da ist.

S.F. / Quelle: Ansprache von Bischöfin Cynthia Fierro Harvey
Beitragsbild: Screenshot YouTube

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