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Briefumschlag

Das sind immer noch aktuelle Fragen an uns

21. April 2020

Zu Kirche und Welt 04/2020, S.8-11

Danke Sigmar Friedrich für die Beiträge zum Thema Christlicher Antisemitismus und Judenverfolgung. Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass ein wesentlicher Anteil daran in einer antisemitischen christlichen Tradition zu suchen ist. Dankbar stelle ich mit Ihnen fest, dass nach den Schrecken des Holocaust die Kirchen ihre Einstellung gegenüber den Juden überdacht haben und ein Lernweg begann. Ist dieser Weg schon zu Ende? Sind wir am Ziel angelangt? Als ich diese Zeilen schrieb, beging Israel gerade den jährlichen Holocaust-Gedenktag (21. April), an dem alle Menschen für zwei Minuten in jeglicher Tätigkeit innehalten. Mich überkommt jedes Mal ein Schaudern. Wie konnte unsere zivilisierte Gesellschaft diese Barbarei zulassen? Weshalb haben Christen nicht entschiedener protestiert? Das sind Fragen, die nicht nur die Täter von damals betreffen. Das sind immer noch aktuelle Fragen an uns Lebende. Nicht nur im Ausland gibt es wieder Attacken auf Juden. Auch in der Schweiz kommt es zu Beschimpfungen und handgreiflichen Vorfällen. Antisemitismus ist erneut im Begriff salonfähig zu werden. Wo stehen wir auf dem Lernweg angesichts dieser Entwicklung? Haben wir als einzelne Menschen, Gemeinden oder Kirche heute eine positive Haltung zu den Juden gefunden (siehe Römerbrief Kapitel 9 – 11)? Sind wir gegen die falschen Traditionen resistent geworden? Lange wurde in unserer Kirche wenig darüber geschrieben und gelehrt. Die Beiträge in «Kirche und Welt» waren für mich ein Lichtblick, dass das Gespräch in Gang kommt.

Max Reinhard, EMK Solothurn

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