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Das Ende naht! – Oder doch nicht?

26. Mai 2020

Die Corona-Pandemie und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen geben «Verschwörungsgläubigen» Anlass, ihre Weltsicht(en) zu verbreiten. Im Internet und in den sozialen Medien finden sie ein grosses Echo. Auch verschiedene christliche Varianten davon sind im Umlauf. Was steckt dahinter?

«Und wieviele Verschwörungstheorien hast du heute schon gehört?», fragt die methodistische Pfarrerin  Sarah Bach zu Beginn ihres Predigtvideos «Das Ende naht! (oder doch nicht?)». Wer sich im Internet bewege, komme im Moment nicht darum herum, sich auch mit zahlreichen «Verschwörungstheorien» zu beschäftigen. Ein paar «Kostproben» gibt sie auch gleich: Wer hat das Virus weshalb in Umlauf gebracht? Welches Ziel verfolgen «die Mächtigen»? Die Theorien wollten in Zeiten der Unsicherheit eine Form von Kontrolle vorgaukeln, ist Sarah Bach überzeugt. Das vermittle das Gefühl von Sicherheit.

Strafe Gottes?

«Und das gibt es auch in der christlichen Szene», sagt die Pfarrerin der Methodist/innen in Schwarzenburg. Das Virus sei eine Strafe oder Plage, die Gott geschickt habe, heisse es in christlichen Kreisen zum Beispiel. «Das ergibt für mich keinen Sinn«, hält Sarah Bach dagegen, «denn das ist doch derselbe Gott, der seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um diese Welt zu retten!?»

Kurz vor dem Weltuntergang?

Andere Christ/innen seien der Meinung, das alles seien Zeichen der «Endzeit», also einer untergehenden Welt. Dazu würden Gesetzmässigkeiten gesucht und entdeckt. Einerseits finde man diese in der Bibel, besonders in Texten, die von einem Untergang der Welt sprechen. Andererseits suche und «entdecke» man die im Weltgeschehen. «Und dann nimmt man beides zusammen und findet, dass beides übereinstimmt, dass sich das gut ergänzt», sagt Sarah Bach. Auch diese Art des Glaubens funktioniere dann gut, wenn Christ/innen verunsichert seien. Das führe dazu, einer scheinbaren Kontrolle und Sicherheit den Vorzug zu geben gegenüber der tatsächlich vorhandenen Unsicherheit.

Wissenvorsprung der Glaubenden?

Auch in der neusten Folge des Podcast «Christchindli» von Dino&Stego geht es um «Christen und Verschwörungstheorien». «Solche Phänomene helfen in Zeiten von Unsicherheit», sagen die beiden Macher im Blick auf die christlichen Deutungsversuche der Pandemie. Christ/innen lebten oft im Bewusstsein «einen Wissensvorsprung durch unsere Beziehung zu Gott» zu haben. Schwierig dagegen sei es offenbar auszuhalten, dass es auf viele Fragen keine Antwort gebe – und dass das auch für gläubige Menschen so sei. Eine spezielle Beziehung vor allem zum letzten Buch der Bibel sehen die beiden Podcast-Macher darin. Sie versuchen ein wenig Licht in diesen verworrenen Dschungel von Bibelverständnis und Gottesbild zu bringen.

Echte und falsche Sicherheiten

Mit einem der Texte, die in solch einem Denken immer wieder aufgenommen werden, setzt sich Sarah Bach in ihrer Predigt auseinander. Sie entdeckt Sicherheiten, die Jesus seinen Jüngern wirklich mitgegeben hat – und sagt, welche Sicherheiten er ihnen auch ganz entzogen habe.

S.F.
Beitragsbild: Screenshot YouTube

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Videopredigt von Sarah Bach

Podcast «Christen und Verschwörungstheorien» von Dino&Stego