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Zoom-Meeting (Screenshot)

Ein gemeinsamer Weg der Methodisten in Mittel- und Südeuropa?

16. März 2021

Die Methodistenkirche in Mittel- und Südeuropa ist von den Auswirkungen der aktuellen Pandemie betroffen. Ebenso stellen bevorstehende Entscheidungen zu Fragen der menschlichen Sexualität die vielfältigen Beziehungen auf den Prüfstand.

Vom 11. bis 13. März 2021 fanden verschiedene Treffen von Verantwortlichen der Methodistenkirche in Mittel- und Südeuropa statt. Es war den noch immer einschneidenden Reisebeschränkungen geschuldet, dass die Begegnungen nur in elektronischer Form stattfinden konnten.

Vor weitreichenden Entscheidungen

Schwerpunkt des Treffens und der Beratungen war die gesamtkirchliche Situation. Aktuell deutet vieles auf eine mögliche Trennung der weltweiten Methodistenkirche hin. Grund sind Diskussionen um unterschiedliche Bewertungen in Fragen menschlicher Sexualität und die entsprechenden Entscheidungen der ausserordentlichen Generalkonferenz im Februar 2019.

Verschiebungen

Die Generalkonferenz, oberstes Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche, hätte 2020 erneut zusammenkommen sollen. Aufgrund der Pandemie war die Tagung zunächst auf Sommer 2021 verschoben worden. Kurz vor der Tagung der Verantwortlichen aus Mittel- und Südeuropa wurde bekannt, dass die Generalkonferenz pandemiebedingt erst im Sommer 2022 zusammenkommen wird.

Bischofswahl erst 2022

Deshalb wurde nun auch die nächste Tagung der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa auf die Zeit vom 16. bis 20. November 2022 verschoben. Dann soll auch die Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers von Bischof Patrick Streiff stattfinden. Der Nominationsprozess im Blick auf diese Wahl soll an den Tagungen der Jährlichen Konferenzen im ersten Halbjahr 2022 erfolgen.

Lernen von den Erfahrungen anderer

Grossen Raum erhielten darum beim jetzigen Treffen die Gespräche über eine mögliche Trennung der Methodistenkirche. Auch die Bischöfe Christian Alsted (Nordeuropa/Baltikum), Eduard Khegay (Eurasien) und Harald Rückert (Deutschland) waren zeitweise zugeschaltet, um von den Entwicklungen und der Situation in ihren Bischofsgebieten zu berichten. Bischof Rückert erzählte insbesondere auch im Blick auf den herausfordernden Prozess des Runden Tisches und dessen Ergebnisse in der Zentralkonferenz Deutschland.

Es braucht eine gemeinsame Vision

In den Gesprächen unter den Mitgliedern des Exekutivkomitees von Mittel- und Südeuropa zeigte sich erneut, dass in manchen Ländern die Überzeugungen im Blick auf Homosexualität und Ehe unzweideutig traditionell bleiben werden. Andererseits wurde auch klar, dass die Zukunft der Methodistenkirche in der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa nicht auf dem Fundament eines Positionsbezugs in einer strittigen Frage gebaut werden kann. Es braucht ein Gespräch darüber, wie die gegenseitigen Verpflichtung erneuert und eine gemeinsame Vision für die Methodistenkirche in Mittel- und Südeuropa und in Europa als Ganzes formuliert werden kann.

Die gewonnene Zeit nutzen

Die Bildung einer entsprechenden Gesprächsgruppe fand daher bei der Mehrheit Unterstützung. Die Gesprächsgruppe soll die durch die Terminverschiebungen «gewonnene» Zeit nutzen, um im Blick auf das gemeinsame Kirchesein insbesondere darüber nachzudenken: Was eint uns? Welchen Auftrag können wir gemeinsam viel besser leben als getrennt? Wie können wir respektvoll mit bleibenden Unterschieden umgehen?

Kirche in Zeiten von Corona

Die Berichte aus der kirchlichen Arbeit in den einzelnen Ländern machten deutlich, wie schwierig die aktuelle Situation im Blick auf das Coronavirus angesichts einer beginnenden dritten Welle vielerorts ist. Anhaltend hohe Krankheits- und Todeszahlen wurden erwähnt. In manchen Regionen steht das Gesundheitswesen kurz vor dem Zusammenbruch. Ausgangssperren prägen den Alltag.

Es gibt zwar auch im östlichen Mitteleuropa Gebiete, in denen sich die Situation teilweise entspannt hatte, etwa Bulgarien oder Rumänien. Pastor Wilfried Nausner, Superintendent der Methodistenkirche in Albanien, sagte aber auch: «Covid-19 ist einfach eine weitere lebensbedrohliche Angelegenheit…».

Gottesdienste sind möglich

In vielen europäischen Ländern durfte die Methodistenkirche grundsätzlich ihre Gottesdienste während der meisten Zeit durchführen. Allerdings haben Ausgangssperren, Vorschriften zum Abstandhalten sowie die Beschränkung der Personenzahl da und dort dazu geführt, dass die Methodistenkirche ihren Fokus auf Online-Angebote richtet. In Tschechien zum Beispiel hat die Methodistenkirche aktuell aufgrund des Kollapses des Gesundheitssystems ihre kirchlichen Veranstaltungen gleich landesweit für zwei Wochen ausgesetzt.

An vielen Orten Mittel- und Südeuropas sind alternative Formen dafür gefunden worden, wie Gottesdienste gefeiert und Verbundenheit gestärkt werden kann. Die Verantwortlichen versuchen mit grossem Engagement, Hoffnung zu leben und in den Herzen der Menschen zu wecken.

Chancen und Fragen

Einerseits werden dank dieser Online-Präsenz viele Menschen auch über den Kreis der Methodistenkirche hinaus erreicht. Andererseits ist da und dort auch die Frage nach einem Bedeutungsverlust der Kirche in dieser Zeit zu hören – und danach, wie kirchliches Leben nach Corona wohl aussehen könne.

Urs Schweizer, Assistent des Bischofs Patrick Streiff, Zürich
Beitragsbild: Screenshot, zVg

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Generalkonferenz

Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten. Die für 2020 vorgesehene Tagung in Minneapolis (USA) ist inzwischen auf den 29. August bis 6. September 2022 verschoben worden.

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Zentralkonferenz

In Afrika, Europa und auf den Philippinen bilden die Jährlichen Konferenzen (Synoden) einer grösseren Region sogenannte Zentralkonferenzen. Die Zentralkonferenz bildet eine administrative Einheit, die die gemeinsame Arbeit und Mission koordiniert und auch ihren Bischof oder ihre Bischöfin wählt. Die an eine Zentralkonferenz entsandten Delegierten sind zu gleichen Teilen Laien und pastorale Mitglieder. Die Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika ist Teil der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa unter der bischöflichen Aufsicht von Bischof Dr. Patrick Streiff (Zürich).