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«Homosexualität ist keine ‹Schöpfungsvariante›»

30. November 2019

Dr. Roland Gebauer, Professor für Neues Testament und Biblische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen, sprach in Bern aus konservativer Perspektive zur Frage, wie biblisch Homosexualität, die Segnung homosexueller Paare und der kirchliche Dienst von Menschen, die ihre Homosexualität offen leben, zu beurteilen sei.

Im ersten Teil seines Referats in Bern zeigte Professor Gebauer auf, dass die wenigen alt- und neutestamentlichen Stellen zur Homosexualität keine tragfähige Basis dafür böten «zu einem geistlich verantworteten Miteinander in diesen Fragen» zu kommen.

Keine ‹gute Gabe› des Schöpfers

Die Grundentscheidung für die Beurteilung der Homosexualität erwachse vielmehr aus dem biblischen Schöpfungszeugnis. Gen 1,26 werde erzählt, dass Gott den Menschen «männlich und weiblich» geschaffen. Und der nachfolgende Auftrag, «seid fruchtbar und mehrt euch», sei nur durch den Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau zu erfüllen. Zwar sei hier von Sexualität nur implizit die Rede. «Diese ist aber klar in der Zuordnung von Mann und Frau verortet», sagte Gebauer. «Gott, der Schöpfer, hat demnach die Sexualität bleibend gültig in der Zuordnung von Mann und Frau verortet», fasste er seine Ausführungen zusammen, «in der ganzheitlichen Verbindung eines Mannes mit einer Frau». Homosexualität sei darum seiner Meinung nach «keine ‹Schöpfungsvariante› und keine ‹gute Gabe› des Schöpfers». Er sei sich bewusst, dass eine solche Aussage einige Person im Auditorium verletze, sagte Gebauer. Er entschuldigte sich dafür, müsse diese Aussage aber angesichts der Kürze der ihm zu Gebote stehenden Zeit in dieser deutlichen Zuspitzung so sagen.

Wahrheit in Demut

Im zweiten Teil seines Referats fragte Gebauer, welche Konsoequenzen Christ/innen aus dieser Einsicht zu ziehen hätten. Hier erörterte er grundsätzliche Fragem, inwiefern er seine persönlich gewonnene Einsicht absolut setzen könne oder dürfe. Religion habe es freilich immer mit Wahrheitsüberzeugungen zu tun, deren Wahrheitsanspruch letztlich unbegründbar sei, «weil sich diese Überzeugungen unverfügbar unserem Inneren als Wahrheit erschliessen.» Die dialektische Herausforderung sei darum, sich einerseits einzugestehen, dass die eigene Überzeugung eine subjektive Überzeugung ist, die auch falsch sein kann. Zugleich müsse aber die eigene Überzeugung auch als objektive Wahrheit vertreten werden, wie dies ja «ein inneres Überzeugt-Sein vom Wort und Willen des Schöpfers, von seiner Wahrheit für alle Menschen». Das Bewusstsein von der eigenen Fehlbarkeit solle demütig machen – «und in dieser Haltung für die erkannte Wahrheit eintreten lassen», sagte Gebauer. Die Frage der Homosexualität sei keine Frage des Heils, aber «sehr wohl eine Frage der Heiligung – ohne die niemand den Herrn sehen wird (Hebr 12,14)».

S.F.
Beitragsbild: EMK Schweiz /sf

Vortrag von Roland Gebauer
(Es gilt das gesprochene Wort)

Videomitschnitt des Referats von Dr. Gebauer

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