Die United Methodist Church
Aus vielfältigen Anfängen zu einer vereinigten Kirche
Die Geschichte der methodistischen Bewegung in Amerika ist bunt und vielfältig. Auch in ihren Hauptsträngen ist sie zudem gekennzeichnet durch Trennungen und Vereinigungen.
Anfänge der Bischöflichen Methodistenkirche
John Wesley war ein entschiedener Gegner der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Nach der Unabhängigkeitserklärung 1776 flohen jedoch viele anglikanische Geistliche aus Angst um ihr Leben aus dem Land. Die amerikanischen Methodist:innen hatten daher nur wenige Möglichkeiten, die Sakramente zu empfangen. Daher beauftragte Wesley die Laienprediger Richard Whatcoat und Thomas Vasey mit pastoralen Diensten in Amerika. Zudem setzt er Thomas Coke als Superintendenten der amerikanischen Methodist:innen ein. Die Methodist:innen in Nordamerika waren nach seinem Willen «vollkommen frei, der Heiligen Schrift und dem Vorbild der Urkirche zu folgen».
Die «Weihnachtskonferenz» 1784
Wesley gab Coke die Anweisung, Francis Asbury damit zu beauftragen, ihn als Wesleys Stellvertreter zu unterstützen. Asbury weigerte sich jedoch, diesen Auftrag anzunehmen, es sei denn, er würde in freier Abstimmung von den amerikanischen Predigern gewählt. Seine Wahl und die anschliessende Weihe erfolgte auf der «Weihnachtskonferenz 1784». Die Methodist Episcopal Church (dt.: Bischöfliche Methodistenkirche) war geboren.
Deren erste Bischöfe waren Francis Asbury und Thomas Coke. Bereits 1785 wurde eine erste Fassung der Kirchenordnung («Book of Discipline») veröffentlicht.
Bischöf:innen werden bis heute in der United Methodist Church von Konferenzen gewählt. Heute sind diese Konferenzen paritätisch aus «Laien» und Ordinierten zusammengesetzt.
Francis Asbury
Asbury wurde als junger Laienprediger von John Wesley nach Amerika geschickt. Auf der Konferenz der britischen Methodist:innen, die 1771 in Bristol tagte, sagte Wesley: «Unsere Geschwister in Amerika rufen laut um Hilfe. Wer wird gehen?» Asbury war einer der sechs entsandten Missionare – und der einzige, der den Unabhängigkeitskrieg überlebte.
Er brachte den Methodismus nach Amerika. In den 45 Jahren seines Dienstes in Amerika bis zu seinem Tod legte er rund 425 000 Kilometer auf dem Rücken eines Pferdes zurück und brachte die Gute Nachricht in die entlegensten Winkel der Neuen Welt.
Asbury heiratete nicht. Er hatte keine bischöfliche Residenz, kein Haus, kein Büro, kein Personal und kein kirchliches Gepäck.
Thomas Coke
Thomas Coke, ein britischer Anwalt, der zum Prediger wurde, gilt als «Vater der methodistischen Missionsgesellschaften». Er schrieb den ersten Plan für eine Missionsgesellschaft in der Kirche. Coke beschaffte die Mittel und leitete eine äusserst erfolgreiche Missionsarbeit auf den Westindischen Inseln.
Diese Leidenschaft legte den Grundstein dafür, dass die United Methodist Church heute eine weltweite Kirche ist.
Bleibende Spuren hat Coke zudem in der Organisation der Kirche hinterlassen: Er hat eine Kirchenordnung («Book of Discipline») eingeführt. Auch die «Treuhandklausel» darin geht auf ihn zurück, die besagt, dass Kirchengebäude und Inventar der United Methodist Church gehören und nicht den Ortsgemeinden.
Auch die Generalkonferenz hat er ins Leben gerufen. Sie tagte 1792 zum ersten Mal und dann in einem Rhythmus von vier Jahren.
Asbury war bis zu seinem Tod im Jahr 1816 die unbestrittene Leitungsgestalt der amerikanischen Methodist:innen. 1808 erhielt die Bischöfliche Methodistenkirche ihre erste Verfassung und ein Verlagshaus.
Unter der Leitung von Bischof Asbury wuchs die Methodist Episcopal Church von 1200 auf 214 000 Mitglieder mit über 700 ordinierten Predigern. Auf den Kanalinseln, in Frankreich und Spanien entstanden erste methodistische Gemeinden.
Ein weiterer Zweig entsteht
Unter den deutschsprachigen Auswanderern waren Philip William Otterbein und Martin Boehm tätig. Otterbein, eine gebürtiger Deutscher, war reformierter Pfarrer. Er hatte enge Beziehungen zu den amerikanischen Methodist:innen. Unter anderem war er bei der Ordination von Francis Asbury mit dabei.
Otterbein wurde zum Anführer einer kleinen Gruppe innerhalb der reformierten Kirche, die sich um die Förderung eines Geistes der inneren Frömmigkeit bemühte. Im Jahr 1800 wurde die Kirche der Vereinigten Brüder in Christus gegründet. Diese schloss sich 1946 mit der Evangelischen Gemeinschaft zusammen und bildete in den USA die «Evangelical United Brethren Church». Im deutschen Sprachraum hiess die Kirche «Evangelische Gemeinschaft». Im Jahr 1968 fusionierte die Evangelical United Brethren Church mit der Methodist Church zur United Methodist Church.
Erste Trennungen
Die junge Methodist Episcopal Church erlebte ihre erste Spaltung im Jahr 1787, als einige afroamerikanische Mitglieder die Kirche verliessen. Sie gründeten die African Methodist Episcopal Church in Philadelphia und die African Methodist Episcopal Zion Church in New York.
Sklavenhaltung war im frühen amerikanischen Methodismus ein kontroverses und heftig umstrittenes Thema. Asbury verurteilte wie John Wesley die Sklaverei. Auf der Gründungskonferenz 1784 wurden Sklavenhalter:innen von der Mitgliedschaft in der methodistischen Kirche ausgeschlossen. Wirtschaftliche Zwänge milderten diese Massnahme jedoch bald ab.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts vertieften sich die Kontroversen über die Sklaverei. Das führte zu einer Spaltung auf der Generalkonferenz 1844. Im Jahr 1845 gründeten Delegierte aus den Südstaaten die Methodist Episcopal Church South.
Das war freilich nicht die erste Spaltung aufgrund sozialer und theologischer Fragen in der jungen Kirche. Die Methodist Protestant Church wurde 1828 und die Wesleyan Methodist Church 1841 gegründet.
Die Methodist Episcopal Church breitete sich zugleich weltweit weiter aus. In Australien, der Dominikanische Republik, Gambia, Haiti, Indien, Sierra Leone, Südafrika, Tonga, Argentinien, Brasilien, China, Dehomey (Benin), Fidschi, Deutschland, Ghana, Liberia, Samoa, Schweden, der Schweiz und Togo entstanden erste methodistische Gemeinden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die methodistische Kirche wächst weltweit
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewannen Initiativen an Schwung, die eine stärkere Beteiligung von Laien und Frauen an Entscheidungsprozessen forderten. Frauen begannen, Missionsgesellschaften zu gründen und Spenden zu sammeln und waren als Missionarinnen tätig. Bischof James M. Thoburn gründete das erste christliche Frauencollege in Indien.
In Österreich, Bulgarien, Finnland, Hawaii, Italien, Japan, Kenia, Mexiko, Myanmar (Birma), Neuguinea, Norwegen, Portugal, Uruguay, Costa Rica, Kuba, Ungarn, Korea, Mosambik, Nigeria, Puerto Rico, Rhodesien (Simbabwe) und Russland entstanden methodistische Gemeinden
Auf dem Weg zur Vereinigung
Im Jahr 1908 nahm die Methodist Episcopal Church das Soziale Bekenntnis an. Es drückte vor allem den Einsatz für die Rechte von Arbeiter:innen aus. Zugleich war dies der Grundstein dafür, dass soziale, politische und wirtschaftliche Fragestellungen in den «Sozialen Grundsätzen» angesprochen werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu ersten Wiedervereinigungen. Die Bestrebungen wurden auch unter anderen Zweigen weiter vorangetrieben. 1939 entstand dann aus drei Kirchen in den USA die «Methodist Church».
Eine der Verwaltungseinheiten, in die die Kirche unterteilt wurde, war dabei, anders als die anderen fünf, nicht regional ausgerichtet, sondern ethnisch. Sie umfasste afroamerikanische Kirchen und Jährliche Konferenzen unabhängig davon, wo sie sich in den USA befanden
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden methodistische Kirchgemeinden in Albanien, Belgien, Borneo, der Tschechoslowakei, Estland, Java, Lettland, Litauen, der Mandschurei, Panama, auf den Philippinen, in Polen, Serbien und Sumatra.
Im Zeichen der Einheit
1951 beteiligte sich die Methodistische Kirche an der Gründung des Weltrats methodistischer Kirchen. In ihm finden sich zahlreiche Kirchen und Gemeinschaften mit wesleyanischen Wurzeln zusammen.
Die United Methodist Church entsteht
1968 genehmigte die Generalkonferenz den Vorschlag zur Gründung der United Methodist Church. Sie entstand aus der Methodist Church und den Evangelical United Brethren. Im deutschen Sprachraum entstand so aus der «Bischöflichen Methodistenkirche» und der «Evangelischen Gemeinschaft» die «Evangelisch-methodistische Kirche».
Obgleich sich die Methodistische Kirche in den USA schon zuvor zunehmend mit der Frage des Rassismus in der Kirche und in den Vereinigten Staaten befasst hatte, wurde doch erst im Rahmen der Vereinigung die Abschaffung der Central Jurisdiction vollzogen.
Auch die uneingeschränkte Zulassung von Frauen für den ordinierten Dienst wurde im Rahmen der Vereinigung beschlossen. In der Methodistischen Kirche der USA und also der Bischöflichen Methodistenkirche im deutschsprachigen Raum war sie bereits 1956 eingeführt worden.