Die demokratische Kultur verteidigen!
Es gelte, die kommunikative und politische Kultur zu verteidigen, sind einige Personen aus dem Umfeld der reformierten Kirche überzeugt. Sie haben darum einen Aufruf verfasst.

Es gelte, die kommunikative und politische Kultur zu verteidigen, sind einige Personen aus dem Umfeld der reformierten Kirche überzeugt. Sie haben darum einen Aufruf verfasst.
Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) veröffentlichte Mitte April auf ihrer Website einen Aufruf «reformierter Theologinnen und Theologen aus dem Umfeld» der EKS. Die Verfasser:innen rufen «die kirchlichen Institutionen …, von der lokalen Kirchgemeinde bis zum globalen Kirchenverband» dazu auf, «der Verluderung unserer kommunikativen und politischen Kultur entgegenzutreten». Die EKS verbreitet den Aufruf, will ihn zugleich jedoch nicht als «eine offizielle Stellungnahme des Rates der EKS» verstanden wissen.
«Wir beobachten rückläufige Kultur und aufkommende Barbarei», begründen die Verfasser:innen ihren Aufruf. Sie beschreiben und beklagen, wie «Kultur, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat, … innert weniger Jahre zu verludern» drohe.
Diesen Prozess sehen sie im Bereich der Kommunikation voranschreiten, wo durch die Sozialen Medien «kommunikative Barbarei» drohe. Wo der hier normalisierte Umgang mit anderen, sie zu schmähen, zu beleidigen und verleumden, leichtfertig im politischen Umgang übernommen werde, würden die Verantwortlichen «politische Barbarei» betreiben.
Grundsätzlicher sehen die Verfasser:innen das Verständnis für Grundmechanismen der Demokratie erodieren. «Dazu gehören erstens der Machtverzicht des Einzelnen zugunsten des Machtgewinns aller als demokratischer Souverän, zweitens die Teilung der Gewalten in Legislative, Exekutive und Judikative, und drittens die Entscheidungswege der Partizipation, Subsidiarität und Komplementarität.» Wer diese Grundbegriffe nicht kenne oder verstehe, «sollte keine Macht erhalten. Wer sie kennt und anwendet, hat politische Kultur.»
Unterstützt sehen sie diesen Auflösungsprozess durch «(m)arktbeherrschende Konzerne», die «um des Profits willen» die sozialen Netzwerke «manipulieren» und sich «sich bereitwillig um tyrannische Autokraten» scharen.
Die durch die Reformation beförderte Bibelauslegung habe «zur Entwicklung regelbasierter Kommunikation und Politik weltweit» wichtige Beiträge geleistet. Gerade die Bibel hebe «als Kennzeichen, wie gerecht ein Regime ist, stets hervor, dass es nicht zuerst die Mitte der Gesellschaft pflegt, …, sondern die Ränder des Zusammenlebens: Gerecht ist, wer auch Witwen und Waisen, Arme und Fremde im Blick hat und sie integriert.»
Entsprechend rufen die Verfasser:innen die Kirche auf allen Ebenen dazu auf, in sechsfacher Weise «Nein» und in zweifacher Weise «Ja» zu sagen und so «der Verluderung unserer kommunikativen und politischen Kultur entgegenzutreten».
Initianti:innen des Aufrufs sind Matthias Krieg, Giorgio Vittorio Girardet und Catherine McMillan. McMillan ist die Beauftragte «Internationale Beziehungen», der Reformierten Kirche des Kantons Zürich. Girardet ist Zürcher Synodaler für die Chiesa Evangelica di Lingua Italiana Zürich (Waldenser). Krieg ist ehemaliger Leiter der Abteilung Bildung der Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich.
Auf der Website werden ausserdem eine grössere Anzahl Erstunterzeichner:innen aus der Schweiz und der reformierten Kirche weltweit aufgeführt. Es besteht zudem die Möglichkeit, den Aufruf selbst zu unterzeichnen. Bis zum 28. April hatten das 31 Personen getan.
S.F.