Die Delegierten der Generalkonferenz haben entschieden, die Regelungen für den Austritt von Kirchgemeinden nicht zu verlängern. Zugleich haben sie den letzten Anträgen im Zusammenhang mit der Regionalisierung zugestimmt.
Mit 516 zu 203 Stimmen unterstützten die Delegierten der 🔗Generalkonferenz, des obersten Leitungsgremiums der weltweiten United Methodist Church (UMC), dass eine 2019 eingeführte Regelung nicht verlängert wird, die es Kirchgemeinden und Kirchenregionen erlaubte, die UMC mit ihrem Eigentum «aus Gewissensgründen» in Bezug auf Homosexualität zu verlassen, wenn sie bestimmte verfahrenstechnische und finanzielle Anforderungen erfüllen. Die Gültigkeit der Bestimmung war Ende 2023 ausgelaufen.
Regelung aufgehoben statt ausgeweitet
Die Regelung war ohnehin nur für die methodistischen Kirchgemeinden in den USA gültig. In den 🔗Zentralkonferenzen, Kirchenregionen in Europa, Afrika und auf den Philippinen, gab es die Möglichkeit, eigene, der jeweiligen rechtlichen Situation angepasste Regelungen zu finden.
Der Vorschlag, die Regelung nicht zu verlängern, sorgte für Diskussionen. Bereits im Vorfeld der Generalkonferenz hatten die theologisch konservativen Interessengruppen Good News, Wesleyan Covenant Association und Africa Initiative ihre Absicht angekündigt, sich im Gegenteil sogar für eine Ausweitung der Regelungen einzusetzen. Die Gruppen sprachen sich auch gegen die Regionalisierung aus. Doch anders als bei der ausserordentlichen Generalkonferenz 2019 konnten sich diese Gruppen mit ihren Anträgen nicht durchsetzen.
Die Tür offen lassen
Weit weniger umstritten war eine Vorlage, die Kirchgemeinden einlädt, sich wieder der UMC anzuschliessen. Die Jährlichen Konferenzen, Kirchenparlamente, die ein oder mehrere Länder umfassen, wurden aufgefordert, gegebenenfalls eigens Regelungen für solche Kirchgemeinden auszuarbeiten.
«Ich glaube, dass wir die Tür offen lassen müssen», sagte Helen Ryde, eine Delegierte aus North Carolina und Organisatorin der Interessengruppe Reconciling Ministries Network. «Bei dieser Veränderung, die unsere Kirche an einen neuen Ort bringen soll, ging es nie und nimmer darum, Menschen aufzufordern zu gehen.»
Etappenziel für die Regionalisierung erreicht
Mit 593 zu 139 Stimmen nahmen die Delegierten dann auch die letzten Anträge zur Regionalisierung an, die darauf abzielt, den Kirchenregionen eine gleichberechtigte Stellung bei der Entscheidungsfindung einzuräumen. Die Vorlage sieht vor, dass die USA und alle Zentralkonferenzen zu Regionalkonferenzen werden, die die gleiche Befugnis haben, die Kirchenordnung im Sinne einer grösseren missionarischen Wirksamkeit der UMC anzupassen.
Nach der Zustimmung der Generalkonferenz müssen die meisten der Anträge zu Regionalisierung auch noch durch Jährlichen Konferenzen weltweit bestätigt werden. Für die Ratifizierung ist es erforderlich, dass mindestens zwei Drittel der Stimmberechtigten der Jährlichen Konferenzen die Änderung unterstützen. Erste Abstimmungen werden ab Juni beginnen. Der Bischofsrat wird das Ergebnis der Abstimmung voraussichtlich Ende nächsten Jahres bekannt geben.
Dee Stickley-Miner, Delegierte der West Ohio Conference und Mitglied des Ständigen Ausschusses für Angelegenheiten der Zentralkonferenz, ist überzeugt, dass die Regionalisierung letztlich die Verbindung innerhalb der weltweiten UMC stärken wird. «Sie wird es uns ermöglichen, einander zu vertrauen und uns gegenseitig Freiheiten zu geben, ohne zu versuchen, einander etwas vorzuschreiben», sagte sie gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal United Methodist News. «Das ist ein Weg, die Gnade Jesu Christi zu leben.»
S.F. / Heather Hahn, UM News
Beitragsbild: Bischöfin Sue Haupert-Johnson betrachtet das Abstimmungsergebnis, mit dem der letzte notwendige Schritt zur Umsetzung eines weltweiten Regionalisierungsplans der United Methodist Church genehmigt wurde. Sie leitete am 1. Mai eine Plenarsitzung der Generalkonferenz in Charlotte, USA. (Foto: Paul Jeffrey, UM News)
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Die Generalkonferenz
Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (🔗United Methodist Church). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten.
Zentralkonferenz
In Afrika, Europa und auf den Philippinen bilden die Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamente) einer grösseren Region sogenannte Zentralkonferenzen. Die an eine Zentralkonferenz entsandten Delegierten sind zu gleichen Teilen Laien und pastorale Mitglieder. Die Zentralkonferenz bildet eine administrative Einheit, die die gemeinsame Arbeit und Mission koordiniert und auch ihren Bischof oder ihre Bischöfin wählt. Die Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika ist Teil der 🔗Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa (ZK MSE). Seit 2022 leitet Bischof Stefan Zürcher (Zürich) die ZK MSE.