Erneut methodistische Spitäler im Kongo angegriffen

Die Kämpfe im Osten der Demo­kratischen Republik Kongo gehen un­vermindert weiter. Erneut wurden methodistische Gesund­heits­einrich­tungen über­fallen und aus­geplündert.

Die von Rwanda unterstütze Rebellengruppe M23 konnte in der vergangenen Woche im Osten des Kongo weitere strategisch wichtige Gebiete erobern. Am 20. März berichtete The Associated Press, dass die Rebellen Walikale in der Provinz Nord-Kivu eingenommen haben.

Keine Friedensgespräche

Das gibt den Rebellen die Kontrolle über wichtige Verkehrsachsen, die die vier Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu, Tshopo und Maniema im Osten Kongos miteinander verbinden. Dadurch sind auch die in diesen Regionen operierenden Einheiten der kongolesischen Armee voneinander abgeschnitten.

Kurz zuvor hatten die Rebellen Friedensgespräche mit der Regierung abgesagt, die am 18. März im Nachbarland Angola hätten stattfinden sollen. Die Präsidenten des Kongo und Rwandas hatten darum am Mittwoch in Katar unerwartet Gespräche geführt und gemeinsam zu einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand aufgerufen.

Karte mit Übersichtskarte DR Kongo und den Positionen der drei erwähnten Orte
Walikale und Goma liegen in der Provinz Nord-Kivu. Bukavu in der Provinz Süd-Kivu.

Wachmann überwältigt

In den inzwischen von der Rebellengruppe kontrollierten Gebieten kam es unterdessen erneut zu Gewalt und Plünderungen in methodistischen Gesundheitseinrichtungen in Goma und Bukavu.

Dr. Jimmy Kasongo, der medizinische Leiter des Irambo Health Center in Bukavu berichtet, bewaffnete Männer seien am späten Abend des 18. März unter dem Vorwand, einen Patienten zu begleiten, in das Spital eingedrungen. «Sobald der Wachposten von ihrer Gutgläubigkeit überzeugt war, zeigten sie jedoch ihre kriminellen Absichten», sagte er gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal UM News. «Die Situation wurde ernst, als einer der Angreifer eine Waffe zog. Der Wachmann wurde angegriffen, ebenso der diensthabende Pfleger.»

Plünderung und Vergewaltigung

Nach Angaben von Kasongo wurde eine Krankenschwester von den Angreifern sexuell missbraucht. Ausserdem wurden Medikamente und Geld gestohlen. Die bewaffneten Männer plünderten zudem die Medikamentenvorräte des Krankenhauses und stahlen persönlichen Gegenstände von Patient:innen, darunter Telefone, Kleidung und Uhren. Zudem stahlen sie mehr als 4 500 Dollar und 789 200 kongolesische Francs (ca. 250 Schweizer Franken).

Die Gelder werden für die medizinischen Dienstleitungen des Spitals dringend benötigt. Unter anderem seien die Gelder für den Transport von HIV-Infizierten und als Gehälter für Angestellte vorgesehen gewesen, sagte Kasongo. «Da die Banken nicht funktionieren, bewahrten wir das Geld im Krankenhaus auf.»

Ein schwerer Rückschlag

Sandra Bontamba, Apothekerin im Irambo Health Center, sagte, erst am Tag vor dem Angriff habe das Spital eine Lieferung mit wichtigen Medikamenten erhalten. «Es ist verheerend, dass der Medikamentenvorrat, den das Krankenhaus gestern aufgestockt hatte, geraubt wurde», sagte Bontamba. «Das ist ein schwerer Rückschlag.»

Eine Frau steht in einem engen Raum, in dem viele Gegenstände auf den Boden geworfen wurden. Es herrscht Chaos.
Sandra Bontamba, Apothekerin im United Methodist Irambo Health Center in Bukavu, Kongo, macht eine Bestandsaufnahme der Medikamente, die bei einem Angriff auf das Krankenhaus durch bewaffnete Männer am späten Abend des 18. März gestohlen wurden.

Dies ist das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass das Gesundheitszentrum geplündert wurde. Bereits im Februar verwüsteten bewaffnete Rebellen das Zentrum und beschädigten die Ausrüstung und die Infrastruktur.

Plünderung auch in Goma

Auch das methodistische Majengo Health Center in Goma war Ziel eines Überfalls. Dort stahlen bewaffnete Männer die Telefone der Patient:innen und das Motorrad des Aufsehers, sagte der behandelnde Krankenpfleger Leonard Shako Telonga.

An Nachmittag des 19. März seien bewaffnete Räuber in die Einrichtung eingedrungen, sagte Telonga. «Noch beunruhigender ist, dass die Angreifer sagten, sie hätten es auf die Krankenschwester und den Arzt des Krankenhauses abgesehen, was auf eine gezielte Aktion schliessen lässt», so Telonga. Weiter Einzelheiten dazu liegen aber nicht vor.

Spitäler in Kapanga und Kabongo

Weitere durch die methodistische Kirche unterhaltene Gesundheitszentren in Kapanga und Kabongo liegen weiter südlich bzw. südwestlich in der DR Kongo. Die durch Connexio develop, das Hilfswerk der methodistischen Kirche in der Schweiz, unterstützten Einrichtungen sind daher aktuell noch nicht unmittelbar vom Konflikt betroffen.

Friedensbemühungen verstärken

Die wiederholten Angriffe auf methodistische Gesundheitseinrichtungen wecken in der Kirche grosse Besorgnis. Der für das Gebiet zuständige methodistische Bischof Gabriel Yemba Unda verurteilte die Taten. «Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kirche in ihrer Rolle als humanitäre Helferin Opfer solcher Gräueltaten wird», sagte er.

«Die United Methodist Church spielt durch ihre medizinischen Strukturen eine entscheidende Rolle bei der Versorgung und Unterstützung der Bevölkerung», sagte er weiter. «Derartige Angriffe gefährden die soziale Mission der Kirche massiv.»

Der Bischof forderte die örtlichen Behörden auf, die Sicherheit der Bevölkerung und ihres Eigentums zu gewährleisten. Zugleich appellierte er an die internationale Gemeinschaft, ihre Bemühungen um die Wiederherstellung des Friedens in der Region zu verstärken.

Fragiles Gesundheitssystem

Gemäss der Hilfsorganisation Oxfam nehmen die Fälle von Cholera und Pocken in der Demokratischen Republik Kongo bedrohlich zu. Die anhaltende Gewalt und die Aussetzung der USAID-Finanzierung beschleunigen gemäss der Hilfsorganisation den Zusammenbruch des fragilen Gesundheitssystems der DR Kongo. Millionen Menschen seien daher schutzlos gegenüber vermeidbaren Krankheiten wie Cholera.

Pfarrer Henry Jean Robert Kasongo Numbize, Superintendent des Distrikts Goma, sagte: «Die Ereignisse unterstreichen die Verwundbarkeit der Strukturen des Gesundheitswesens und die ständige Bedrohung, der diejenigen ausgesetzt sind, die in Konfliktgebieten für die Bevölkerung arbeiten.» Sie verdeutlichten ausserdem die Dringlichkeit, bewaffnete Konflikte zu lösen und humanitäre Einrichtungen zu schützen.

Philippe Kituka Lolonga, UM News / S.F. – weitere Quellen sind im Beitrag verlinkt