Ende Februar hatte die zuständige Kommission für die Generalkonferenz entschieden, dass die Tagung des höchsten Leitungsgremiums der weltweiten Methodistenkirche aufgrund der Coronapandemie erneut verschoben werden muss. Die Reaktionen auf diesen Entscheid fallen unterschiedlich aus.
Die Delegierten der Generalkonferenz hätten Anfang September 2021 darüber entscheiden sollen, ob es aufgrund der jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um sexualethische Fragen zu einer Trennung der weltweiten Methodistenkirche kommen soll. Eine Gruppe, in der Vertreter/innen unterschiedlicher Interessengruppen mitarbeiteten, hatte dazu das Protokoll «Versöhnung und Gnade durch Trennung». Dieses fand breite Unterstützung.
Das Wichtigste klären
Die zuständige Kommission für die Generalkonferenz hat aufgrund der aktuellen Situation entscheiden, die Tagung erneut zu verschieben. Die Abklärungen über eine mögliche virtuelle Durchführung zeigten einige unlösbare Schwierigkeiten. In einem ausserordentlichen Entscheidungsprozess sollen bei einer virtuellen Tagung am 8. Mai 2021 nun lediglich Fragen geklärt werden, die sicherstellen, dass die kirchlichen Behörden weiterarbeiten können.
Eine notwendige Entscheidung
«Ich bin nicht glücklich über diese Verschiebung, weil wir so viel Arbeit zu leisten haben,«, sagte Pastorin Anne-Marie Detjen gegenüber dem methodistischen Nachrichtenportal UM-News. «Viele Menschen wollen, dass die anhaltende Debatte über eine Spaltung der United Methodist Church endlich zu einem Ende kommt.» Detjen ist Delegierte und Pastorin in Hamburg (D). Sie erkenne freilich auch an, dass die Entscheidung notwendig war. Die Coronavirus-Pandemie beeinträchtige die weltweiten Reisemöglichkeiten nach wie vor stark.
Leiden verlängert
Anders beurteilt Andy Bryan die Verschiebung. Gegenüber UM-News sagte der Pastor der Manchester United Methodist Church in Missouri: «Obwohl ich die Gründe verstehe, verlängert dieser zweite Aufschub nur das Leiden, das den Menschen in der LGBT+-Gemeinschaft durch die gegenwärtige Haltung und Praxis der United Methodist Church zugefügt wird.»
Entscheidung nicht aufschieben
Methodist/innen, die eine traditionelle Haltung in der Beurteilung «praktizierter Homosexualität» befürworten, reagierten ebenfalls enttäuscht. Pfarrer Keith Boyette von der Wesleyan Covenant Association etwa forderte die Bischöfe auf, das Protokoll in die Liste der Punkte aufzunehmen, über die bei der virtuellen Tagung am 8. Mai abgestimmt werden soll.
Neustart vorbereitet
Boyette hatte als einer der Vertreter einer konservativen Haltung an der Ausarbeitung des Protokolls mitgewirkt. Zusammen mit anderen konservativen methodistischen Leitungspersonen hatte er zudem die Gründung einer neuen methodistischen Kirche vorbereitet. Die neu zu gründende Methodistenkirche soll den Namen «Global Methodist Church» tragen. Das gab die Gruppe Anfang März bekannt. Sie stellte auch das Logo der neuen Kirche vor. Ausserdem wurde eine entsprechende Website aufgeschaltet.
Entscheidung notwendig
Doch der offizielle Start und die rechtliche Organisation der Global Methodist Church könnte noch mehr als anderthalb Jahre entfernt sein. Denn Voraussetzung ist, dass die Generalkonferenz das Protokoll «Versöhnung und Gnade durch Trennung» verabschiedet.
Bischöfe für die Einheit
In der weltweiten Methodistenkirche mehren sich freilich auch die Stimmen, die an der Einheit der Methodistenkirche festhalten wollen. So hatten sich die drei Bischöfe mit einem Bischofsgebiet in Europa, Christian Alsted, Harald Rückert und Patrick Streiff, Ende Februar in einem Schreiben zu den Entwicklungen geäussert. Die Bischöfe machten deutlich, dass sie alles tun werden, damit sich auch Methodist/innen mit einer traditionellen Haltung in sexualethischen Fragen weiterhin in der Kirche willkommen wissen.
Stimmen aus Afrika
Bereits Anfang Februar hatte auch eine Gruppe von methodistischen Laien und Pfarrpersonen aus verschiedenen Ländern Afrikas eine Erklärung veröffentlicht, in der sie den Gedanken einer Spaltung zurückwiesen. «In den Vorschlägen zur Trennung können wir keinerlei Hinweise auf Gebet oder die Leitung des Heiligen Geistes erkennen», heisst es darin. Die Gruppe unterstützt dagegen Vorschläge, die durch eine Veränderung der kirchlichen Strukturen regionalen Entscheidungsgremien mehr Freiheit geben wollen. Diese könnten ihre kirchliche Arbeit so besser dem jeweiligen Kontext entsprechend gestalten.
Die Zeit nutzen
Die philippinische Pfarrerin Cristine «Tintin» Carnate-Atrero möchte die durch die erneute Verschiebung der Generalkonferenz geschenkte Zeit möglichst fruchtbringend nutzen. Sie gehört zu einer internationalen Gruppe von Delegierten, die kürzlich ein Dokument vorgelegt haben, das anleiten will, die Art und Weise wie Methodist/innen miteinander debattieren, grundlegend zu verändern.
Zuhören statt debattieren
Gegenüber UM-News sagte Carnate-Atrero: «Gott bringt uns in einen Prozess der Wahrnehmung und nicht in eine Entscheidungsfindung, wie wir es normalerweise tun.» Das Signal, das von dieser erneuten Verschiebung ausgehe, zeige, worauf es nun ankomme: «Zuhören statt debattieren, beten statt argumentieren, wahrnehmen statt diskutieren.»
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Generalkonferenz
Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten. Die für 2020 vorgesehene Tagung in Minneapolis (USA) ist inzwischen auf den 29. August bis 6. September 2022 verschoben worden.
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