Galina hatte einen wichtigen Posten im Kernkraftwerk von Saporischschja, Dunja ist Ausbildnerin an der Front, Yulia versucht, das Kulturleben in Cherson zu retten All diese Frauen haben den Ukrainekrieg erlebt und müssen nun das Erlebte verarbeiten. Doch wie schafft man es, das Grauen zu überwinden und weiterzuleben?
Über den Ukrainekrieg ist schon Vieles gesagt und erzählt worden, die Fakten sind bekannt. Aber wie steht es um die Geschichten und Gesichter hinter den Zahlen?
Von der Ukraine nach Rumänien
Die Methodistenkirche in Rumänien lud 17 Frauen im Oktober für 14 Tage nach Cluj-Napoca, Rumänien, ein, damit sie eine Auszeit nehmen und Kraft und Zuversicht tanken können. Diese Frauen haben während des Krieges traumatisierende Ereignisse erlebt. In den Tagen in Cluj konnten sie über ihre Erlebnisse berichten. Sie nahmen an Gruppentherapien, aber auch Einzelsitzungen mit Psychologinnen teil. Der Bedarf an solchen Gesprächen zur Trauma-Bewältigung war gross, viel grösser als anfänglich gedacht. Zusätzlich war auch der Pfarrer der methodistischen Gemeinde in Cluj-Napoca für geistlichen Beistand zur Stelle. Die Frauen tauschten sich auch gegenseitig aus, besuchten Veranstaltungen oder liessen sich auch mal massieren.
Dem Unsagbaren eine Form geben
Ein wichtiger Aspekt war der Einbezug von Kunst. Die Frauen liessen sich fotografieren, oder ihre Gesichter von einer Body-Painting-Künstlerin bemalen, um ihre Geschichten und Erlebnisse sichtbar zu machen. Denn manchmal fehlen die Worte.
Mascha, eine Soldatin, schreibt: «… Ihr habt in diesen Tagen das fast Unmögliche geschafft. Ihr habt mir Freiheit gegeben. Natürlich ist jeder von uns ein freier Mensch, aber nicht jeder hat das Glück, die Freiheit wirklich zu spüren. (…) Diese zwei Wochen werden mich nicht nur mit angenehmen Erinnerungen und schönen Fotos zurücklassen, sondern auch mit einem Vorgeschmack auf echte geistige Freiheit. Dank euch hat sich etwas in mir verändert, und ich möchte, dass das auch so bleibt. Auch ohne die Frage ‹Was genau?› Es soll erst einmal so bleiben, wie es ist.»
Führungsfrauen im Fokus
Die Frauen, die nach Cluj kamen – vor allem Frauen in Führungspositionen – waren aus Kriegsgebieten angereist. Längst sind sie auch wieder dorthin zurückgekehrt, um andere anzuleiten und ihnen Hoffnung zu geben. Eine der Frauen verteilt beispielsweise Hilfsgüter für die entlang der Front lebende Zivilbevölkerung. Diese Menschen leben überwiegend im Untergrund. «(…) vor mir liegt eine schwierige Aufgabe, aber wenn das Herz sich nach Veränderungen sehnt, wird es sie auch geben.» resümiert Mascha.
Was bleibt?
Über das Projekt «Faces of Courage» wird berichtet werden: Es gibt in absehbarer Zeit eine Ausstellung in Cluj-Napoca (und später, wann immer möglich, auch in anderen Städten Rumäniens), dazu einen Bildband und eine kurze Dokumentation. Denn diese mutigen Frauen sind Zeitzeuginnen einer Geschichte, die nicht vergessen werden dürfen.
Text: Danka Bogdanovic, Connexio develop / es
Quelle: Anca Beu, Evangelisch-methodistische Kirche, Cluj-Napoca (Rumänien)
Fotos: privat, zVg / Beitragsbild: Facebook-Seite «Faces of Courage»
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«Faces of Courage» ist eine umfassende Initiative, die nicht nur die mutigen Geschichten von Trauma-Überlebenden dokumentiert und hervorhebt, sondern auch einen Raum für emotionale Heilung bietet.
🔗Connexio develop, das Hilfswerk der methodistischen Kirche in der Schweiz, hat sich an den Kosten des Projekts beteiligt.
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