Methodistische Arbeit in Osteuropa unter dem Vorzeichen der Corona-Krise
Die im Zusammenhang mit der Corona-Krise verhängten Massnahmen beeinflussen das Leben in den Ländern des östlichen Mitteleuropa und des Balkan stark. Doch die Methodist/innen lassen sich nicht davon abhalten, auch weiterhin Zeichen der Hoffnung zu setzen und praktische Hilfe zu leisten. Auch in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Serbien, Albanien, Nord-Mazedonien, Bulgarien und Rumänien hat…
Die im Zusammenhang mit der Corona-Krise verhängten Massnahmen beeinflussen das Leben in den Ländern des östlichen Mitteleuropa und des Balkan stark. Doch die Methodist/innen lassen sich nicht davon abhalten, auch weiterhin Zeichen der Hoffnung zu setzen und praktische Hilfe zu leisten.
Auch in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Serbien, Albanien, Nord-Mazedonien, Bulgarien und Rumänien hat sich das Leben in den vergangenen Tagen dramatisch verändert. Nicht nur Grenzen wurden geschlossen, sondern auch Schulen, öffentliche Freizeit-Einrichtungen und Geschäfte. Insbesondere in den Ländern des Balkans sind nun viele Menschen im Blick auf die Zukunft voller Sorge. Wie wird das mangelhafte Gesundheitssystem die Krise bewältigen können, ohne zu kollabieren? Wird die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern sichergestellt werden können? Und was werden die Folgen bezüglich Arbeit und Einkommen sein, wenn die staatlichen Mittel zum Schnüren millionen- oder gar milliardenschwerer Nothilfe-Pakete fehlen?
Einrichtungen mussten schliessen
Die methodistischen Gemeinden in diesen Ländern versuchen, mit Zuversicht, Kreativität und grossem Engagement auf die aktuelle Situation zu reagieren. Gottesdienste und andere Veranstaltungen mussten zwar abgesagt werden. Einrichtungen wie beispielsweise der Kindergarten KORAB in Pivnice (Serbien), das Christliche Familienzentrum PASTELKA in Protivín (Tschechien) oder die Schule und Beratungsstelle für Roma-Kinder in Ohrid (Nord-Mazedonien) wurden ebenfalls gezwungen, ihren Betrieb vorübergehend einzustellen. Mehrere Mitarbeitende der EMK mussten sich zudem einer Quarantäne unterziehen.
Positive Erfahrungen mit kirchlichen Onlineangeboten
Doch dies bedeutet nicht, dass die Stimme der Kirche verstummt wäre oder es keine konkreten Taten der Nächstenliebe mehr gäbe. Im Gegenteil. In vielen Ländern werden Gottesdienste in Form von Livestreams übertragen oder als Audio-/Video-Dateien über entsprechende Webseiten zur Verfügung gestellt. Die Medienkommission der EMK in Ungarn hatte in diesem Zusammenhang sehr schnell eine Anleitung für kirchliche Online-Veranstaltungen entwickelt und publiziert. Die bisher gemachten Erfahrungen sind sehr positiv. In Bulgarien beispielsweise zeigt sich, dass durch die Nutzung technischer Möglichkeiten in diesen Tagen mehr Menschen erreicht werden als je zuvor.
Kirchen nähen Gesichtsmasken
Da und dort werden kreative Formen gefunden, um bedürftigen Menschen zu helfen. In Tschechien zum Beispiel, wo in der Öffentlichkeit eine allgemeine Maskenpflicht herrscht, wurden Gesichtsmasken genäht und verteilt – gerade auch an Obdachlose. Auch im Kindergarten KORAB in Pivnice (Serbien) werden nun Gesichtsmasken hergestellt. An so manchen Orten sind Hilfsangebote im Blick auf alltägliche Besorgungen und Tätigkeiten entstanden, um Bedürftigen und insbesondere Angehörigen von Risikogruppen zu helfen. Auch mit der Abgabe von Lebensmitteln wird versucht, Not zu lindern.
Ein wirksamer Schutz ist nicht möglich
Es bleibt freilich ein grosses Aber. Wo sich Menschen in allen Ländern des östlichen Mitteleuropas und des Balkans die entsprechenden Geräte nicht leisten können, finden die elektronisch übermittelten Worte der Hoffnung den Weg zu ihnen nicht. Wo Roma-Familien mit bis zu neun Kindern in einer Ein-Zimmer-Sozialwohnung leben, können die Vorschriften der «sozialen Distanzierung» kaum befolgt werden, weil sich die Kinder trotz allem unkontrolliert im Freien bewegen. Zudem birgt das enge Zusammenleben ein grosses Konfliktpotenzial. Seitens der kirchlichen Bezugspersonen ist es ausserdem schwierig, den individuellen Kontakt zu einzelnen Kindern aufrechtzuerhalten.
Miss-Stone-Zentrum in Existenz bedroht
Eine Kombination aus einer Verknappung von Lebensmitteln sowie hygienischen Hilfsmitteln (Masken, Handschuhe, Einweg-Mäntel) und einem massiven Preisanstieg bedrohen das Miss-Stone-Zentrum in Strumica (Nord-Mazedonien) in seiner Existenz. Ohne zusätzliche Unterstützung aus dem Ausland wird es schwierig werden, das Programm «Essen auf Rädern», den Hauspflege-Dienst für alte Menschen und die Hilfe für Bedürftige in Radoviš längerfristig aufrechtzuerhalten. Connexio, das Hilfswerk der Methodist/innen in der Schweiz, plant eine Solidaritätsaktion zugunsten der Partnerkirchen. Diese bietet eine Möglichkeit, gemeinsam einen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten.
Vielleicht zeigt sich gerade in Zeiten wie diesen, ob «Kirche» ein Hauptwort ist oder ein Verb.
Urs Schweizer, Assistent des Bischofs Patrick Streiff
Beitragsbild: zVg
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