«Alles hat seine Zeit», ein Satz aus dem Alten Testament, prägte den Gottesdienst zum Abschied von Schwarzenshof. Diese Worte seien der Konferenzgemeinde und allen, die sich mit Schwarzenshof verbunden wissen, zum Abschied «ans Herz gelegt – oder, genauer gesagt, zugemutet», sagte Werner Philipp in seiner Predigt. Der Superintendent für den Kirchendistrikt Zwickau, zu dessen Gebiet Schwarzenshof gehört, erinnerte an die rund hundertjährige Segensgeschichte als Grund zur Dankbarkeit. Es gelte aber auszuhalten, dass alles zeitlich begrenzt und der Vorläufigkeit unterworfen sei.
Es wurde kein tragfähiger Weg gefunden
Bereits vor der Corona-Pandemie hatte sich gezeigt, dass es neue Wege braucht, um Schwarzenshof als kirchliche Bildungs- und Begegnungsstätte zu erhalten. Trotz vieler Anstrengungen wurde kein tragfähiger Weg gefunden. Die über Jahre hinweg notwendige finanzielle Unterstützung überstieg zunehmend die Möglichkeiten der methodistischen Kirche in Ostdeutschland. Deshalb beschlossen die zuständigen Gremien im Herbst 2023 die Schliessung der Begegnungs- und Bildungsstätte sowie den Verkauf des Anwesens. Zum 31. Dezember endete offiziell der Geschäftsbetrieb. Am 4. Januar feierten mehr als hundert Personen Abschied.
Ort, der Heimat und Hoffnung bot
Mitja Fritsch, Superintendent für den Distrikt Dresden, blickte im Gottesdienst zurück: «Schwarzenshof wurde zu einem Ort, an dem Glaube und Gemeinschaft Gestalt annahmen. Altersheim, Jugendherberge, Ferienheim, Bildungs- und Begegnungsstätte – Schwarzenshof entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Ort, der Heimat und Hoffnung bot.» In seiner bewegten Geschichte sei Schwarzenshof in der Zeit der DDR ein Zufluchtsort für Jugendliche und junge Erwachsene gewesen, die jenseits staatlichen Reglements Freiheit atmen konnten und zum christlichen Glauben inspiriert wurden. Auch sei Schwarzenshof ein «Symbol der Einheit» in der Zeit der Teilung Deutschlands gewesen.
Der Neubau des Jugendgästehauses, eingeweiht 1985, wurde zu einem grossen Teil durch Mittel aus der westdeutschen methodistischen Kirche sowie durch Fördermittel der Bundesrepublik finanziert. Dankbar sei festzuhalten, dass Schwarzenshof die Zeit nach der Wiedervereinigung trotz großer Probleme überstanden habe. Mit viel Engagement seien immer wieder gangbare Wege gefunden worden, das Anwesen in der Nähe von Rudolstadt weiterzuentwickeln.
Abschied und Ausblick
Beim Gottesdienst im sogenannten «Backhaus» berührten sich für die mehr als hundert Besucher:innen Gefühle des Abschieds und des Ausblicks. Wie jede Zumutung in Frage stelle, so mache sie zugleich Mut: Die Zeit auf Schwarzenshof dürfe als Geschenk gesehen werden und mit Hoffnung weitergehen, hiess es im Abschiedsgottesdienst.
An dessen Ende fand diese Hoffnung ihren Ausdruck durch Kerzen, die Gottesdienstbesucher:innen während der Entwidmung in ihren Händen hielten und danach als persönliche Erinnerung mitnahmen. «Tragt das Licht, tragt den Segen weiter, teilt, lebt, verkündet das Unsichtbare, Unvergängliche: Glaube, Hoffnung, Liebe.» Mit diesen Worten begleitete Fritsch diesen Moment des Abschieds und drückte die Hoffnung aus, dass die Erfahrungen des Glaubens auf Schwarzenshof weiterwirken.
Stephan Ringeis, emk.de