Methodistische Kirche in Tschechien: Mit offenen Augen unterwegs

Vom 24.-26. Mai 2024 fand in Prag die 86. Tagung der Jährlichen Konferenz (Kirchenparlament) der methodistischen Kirche in Tschechien statt.

In den Räumlichkeiten der methodistischen Kirchgemeinde im Stadtteil Prag 2 versammelten sich knapp 50 pastorale und Laienmitglieder zur diesjährigen Tagung der Jährlichen Konferenz der methodistischen Kirche in Tschechien. Geleitet wurde diese zum ersten Mal von Bischof Stefan Zürcher.

Offene Türen und Herzen

Da alle Mitglieder der Konferenz schon vorgängig für einen Tag zur Diskussion und Annahme der Rechnung sowie des Budgets zusammengekommen waren, konzentrierte sich das Programm auf einige wenige Schwerpunkte: So folgte dem Eröffnungsgottesdienst eine erste Plenarsitzung, in dier unter anderem der Bericht von Superintendentin Ivana Procházková entgegengenommen wurde. Sie skizzierte darin eine bemerkenswerte Offenheit für eine Zusammenarbeit mit Menschen, die nicht zur Kirche gehören – beispielsweise in den verschiedenen sozialdiakonischen Zentren der methodistischen Kirche in Tschechien und in der sehr beeindruckenden Hilfe für Menschen aus und in der Ukraine.

Hinschauen und vorbeugen

Ein ganz anderes Thema, das Superintendentin Procházková in ihrem Bericht erwähnte, war ihre Tätigkeit als erste Vizepräsidentin des Ökumenischen Rates der Kirchen in Tschechien. Dort leitete sie unter anderem eine Gruppe, die sich der Erarbeitung einer Publikation zur Prävention von und zum Umgang mit Missbrauch in der Kirche widmete. Diese Broschüre soll mithelfen, dass die Augen vor diesem wichtigen Thema nicht verschlossen werden, sondern dass durch entsprechende Bewusstseinsbildung Unrecht verhindert werden kann.

Trennung von der UMC

Zu reden gab dann vor allem der Zeitplan des Austritts der methodistischen Kirche in Tschechien aus der weltweiten United Methodist Church – und damit auch aus der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa. Der früheste Zeitpunkt dafür wäre im Herbst des Jahres 2026, der späteste im Jahr 2029. Einen entscheidenden Einfluss wird der Zeitpunkt einer nächsten Tagung der Generalkonferenz haben.

Kichenordnung entsteht im Dialog

Ein erster Entwurf einer neuen Kirchenordnung für die Zeit nach der Trennung wurde vorgestellt, aber noch nicht diskutiert. Er soll vielmehr als Informationspapier für die Gemeinden dienen und breit diskutiert werden. Ob der Weg der methodistischen Kirche in Tschechien in die Autonomie oder in eine andere Kirche methodistischer Prägung führen wird, ist noch nicht abschliessend geklärt. Vielmehr werden verschiedene Optionen bewusst offengelassen, um in dieser Offenheit auch entsprechende Gespräche führen zu können.

Lösungsansätze für Finanzprobleme

Zwischen den Plenarsitzungen trafen sich die pastoralen Mitglieder der Jährlichen Konferenz zu ihrer Geschlossenen Sitzung. Die Laien diskutierten währenddessen in ihrer Sitzung unter anderem Finanzprobleme einzelner Gemeinden. Die in engagierten Voten geäusserten Lösungsansätze reichten von der Notwendigkeit einer Erweckung in der Kirche bis zu einer Reduktion der Stellenprozente in der zentralen Administration und der damit verbundenen finanziellen Stärkung der einzelnen Gemeinden.

Am zweiten Verhandlungstag erstatteten die Delegierten an die Generalkonferenz, die Vorsitzenden der Kommissionen sowie die Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Gemeinden Bericht, oft untermalt von einer Präsentation. Dies alles wurde sehr zügig und diszipliniert abgewickelt, und jeder Bericht wurde einstimmig angenommen.

Neue Aufgabe in Deutschland

Die Pfarrerin der englischsprachigen methodistische Kirchgemeinde in Prag wird als Missionarin der weltweiten Missionsbehörde der United Methodist Church – angesichts des bevorstehenden Austritts der methodistische Kirche in Tschechien aus der weltweiten United Methodist Church – ihren Dienst in der tschechischen Hauptstadt beenden und stattdessen eine neue Aufgabe in Düsseldorf (Deutschland) übernehmen.

Die Konferenz schloss am Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst mit der Beauftragung der Pfarrpersonen und Abendmahl ab.

Barbara Oppliger, Frümsen (Schweiz) / Urs Schweizer, Assistent des Bischofs

Die Generalkonferenz

Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche (United Methodist Church). Die Konferenz kann das Kirchenrecht revidieren und Resolutionen zu aktuellen moralischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen verabschieden. Sie genehmigt auch Programme und Budgets für kirchenweite Aktivitäten.

Vom 23. April bis zum 3. Mai 2024 tagt die Generalkonferenz in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina.

Meldungen zur Generalkonferenz

Zentralkonferenz

In Afrika, Europa und auf den Philippinen bilden die Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamente) einer grösseren Region sogenannte Zentralkonferenzen. Die an eine Zentralkonferenz entsandten Delegierten sind zu gleichen Teilen Laien und pastorale Mitglieder. Die Zentralkonferenz bildet eine administrative Einheit, die die gemeinsame Arbeit und Mission koordiniert und auch ihren Bischof oder ihre Bischöfin wählt.

Die Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika ist Teil der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa (ZK MSE). Seit 2022 leitet Bischof Stefan Zürcher (Zürich) die ZK MSE.