Im Referat am Vormittag sprach Stefan Gisiger vom Gebetshaus Amden zum Thema «Heiligung». Dabei ging er gleich zu Beginn seines Vortrags auf John Wesley, den Gründer der methodistischen Bewegung ein. «Stefan Gisiger hat ausgeführt, dass John Wesley der Überzeugung war, dass unser Weg in der Heiligung so weit gehen kann, dass wir in unserem Leben keine bewussten Sünden mehr haben», sagt Matthias Schaufelberger. Er ist Gemeindemitarbeiter der methodistischen Kirchgemeinden in Bäretswil, Uster und Dübendorf. Viele von Wesleys Mitstreitern damals hätten gefunden, das sei ziemlich extrem.
Persönliche Glaubenswege
«Diese Heiligungstradition, die die Methodistenkirche von ihren Wurzeln her hat, ist mir bis jetzt nicht so begegnet in meinem Leben», sagt Matthias Schaufelberger. In der kirchlichen Praxis würde eher hervorgehoben, dass Gott immer wieder vergibt. «Wir sind eher an dem Punkt, dass wir sehr grosszügig mit uns selber sind.» Nun habe er in dem Referat von Stefan Gisiger gehört, dass der Kirchengründer sagt: ‹Ich glaube, dass wir das Leben leben können, ohne dass wir bewusst sündigen›. – «Das ist wachrüttelnd für mich gewesen.»
Ausgehend von diesen Beobachtungen zu John Wesley nahm Stefan Gisiger die Teilnehmenden mit zu weiteren Gedanken zur Heiligung. Zwei zeugnishafte Berichte übersetzten die Gedanken in konkrete Lebensgeschichten. Kathrin Gisiger gab in einer beeindruckend ehrlichen Weise Anteil an dem Weg, den sie in den letzten Jahren gemacht hat. Jimmy Khan aus Persien, ebenfalls vom Gebetshaus Amden, erzählte von seiner Suche nach der Wahrheit und dem rechten Leben. Diese Suche führte ihn auf vielen Umwegen und verschiedenen Religionen schliesslich zum Glauben an Jesus.
Austausch und Workshops für vertiefte Erfahrungen
Auch die Teilnehmenden erhielten zwischendurch immer wieder die Möglichkeit, das Gehörte in ihr eigenes Lebens zu übersetzen oder es weiterzudenken. In kleinen Gruppen sprachen sie während einigen Austauschzeiten kurz über Fragen, die ihnen für diese Zeiten mit auf den Weg gegeben wurden.
Am Nachmittag wurden vier Workshops angeboten zu den Themen: Anbetungszeiten gestalten, hörendes Gebet, Busse tun und Gebet praktisch. Die Teilnehmenden im Workshop zur Busse hörten und bewegten Bibelstellen, die sich mit der Busse befassen. «Die Ergebnisse waren sehr ermutigend und erweiterten unser Verständnis», erzählt Mirjam Welti, eine der Teilnehmerinnen. «Bei einigen führte es in persönliche Umkehr und Heilung in ihren Herzen.» Das Wirken des Heiligen Geistes sei erlebbar gewesen.
Wertvolle Erkenntnisse aus den Workshops
«Ist mein Gebet etwas müde, eingeschlafen, verwaist?», fragten sich die Teilnehmenden im Workshop «Gebet praktisch». Sie bedachten miteinander das Beispiel der Königin Esther, von der die Bibel erzählt. «Es war für mich sehr eindrücklich, die Gegenwart Gottes und das Miteinander zu erleben», sagt Sonja Eschler, die an diesem Workshop teilgenommen hat. «Das war ein eindrücklicher, sehr wertvoller Tag.»
Matthias Schaufelberger besuchte den Workshop zu den Anbetungszeiten. «Das war ein sehr interessanter Workshop, sehr breit», sagt er. Zugleich auch herausfordernd für seine Arbeit in der Gemeinde. «Ich gestalte und plane ja Gottesdienste. Da gehören auch die Anbetungszeiten dazu.» Der Workshop habe ihn ins Nachdenken darüber gebracht, wie leichtfertig er manches Mal die Liedauswahl treffe. Kriterien seien oft: Was singen die Leute gerne? Was kennen sie? Was wurde schon lange nicht mehr gesungen?
Die Workshopleiterin Rahel Schaufelberger habe die Teilnehmenden ermutigt, sorgfältiger zu planen, mit dem Text «schwanger zu gehen» und dem Heiligen Geist Raum zu geben: «Was ist jetzt wirklich dran? Wie gestalte ich diese Umrandung der Predigt?» Der Gottesdienst solle einen roten Faden erhalten, dass die Elemente aufeinander aufbauen.
Reflexion und persönliche Motivation
Neben den praktischen Anregungen aus seinem Workshop nimmt Matthias Schaufelberger aus dem Referat die kraftvolle Betonung der Heiligung mit. «Ob wir das, was John Wesley erhofft hat, wirklich erreichen, weiss ich nicht. Ich glaube es eher nicht», sagt er. Doch es sei gut, ein solches Ziel vor Augen zu haben. «Ich will dem in meinem Leben wieder Gewicht geben. Heiligung soll ein Thema sein in meinem Leben, das einen hohen Stellenwert hat.» Das Referat habe ihn angeregt und sehr ermutigt.
Berührt hat ihn auch die Offenheit in den Zeugnissen am Morgen. Dass Menschen so offen auch über ihr Scheitern sprechen und darüber, dass sie Menschen Unrecht getan haben. «Ich glaube, es braucht schon viel, bis du von der Bühne herunter sagst: ‹So einen falschen Weg bin ich gegangen.›», sagt er nachdenklich. «Das hat mich sehr berührt, diese Stärke, diese Grösse.»
Die Bibel, Gottes Wort
Das nächste Netzwerktreffen findet am Samstag, 29. November in der EMK Zürich 4 statt. Das Thema lautet: «Die Bibel, Gottes Wort». Details folgen. Immer aktuell informiert sind Sie mit der App «EMK Spiritual».
Abschluss und Heimweg
Die Anbetungszeiten der Tagung wurden durch die Lobpreisband der jungen Methodisten des Mittellands gestaltet. Nach den Workshops am Nachmittag gab es im Plenum noch kurze «Blitzlichter», in denen die Gruppen teilten, was in ihren Workshops behandelt wurde und was sie mitnehmen. Nach einem gemeinsamen Abschluss machten sich die Teilnehmenden gesegnet und bereichert auf den Heimweg.
S.F.