In Biel trafen sich Methodisten mit traditionellen Glaubensüberzeugungen zu einem Forum. Kontrovers diskutierten sie Problematik und Chancen eines vom Vorstand der Methodistenkirche vorgeschlagenen Prozesses.
Am 14. Mai trafen sich 20 Personen in Biel zum «Forum traditionell 2.0». Anders als 🔗beim ersten Forum kamen dieses Mal nicht mehr ganze Delegationen von methodistischen Kirchgemeinden, sondern Einzelpersonen.
Schwerpunkt «Kaleidoskop»
Intensiv diskutierten die Teilnehmenden den vom Vorstand der Methodistenkirche in der Schweiz, Frankreich und Nordafrika 🔗vorgeschlagenen «Kaleidoskop»-Prozess. Dieser soll ermöglichen, dass Methodisten mit klar unterschiedlichen Haltungen in sexualethischen Fragen gemeinsam in der Methodistenkirche bleiben und an Jesus Christus als ihrem gemeinsamen Zentrum festhalten können.
Kirche ohne Wirkung?
Die Aufforderung Jesu, Licht zu sein, regte am Vormittag zu einer leidenschaftlichen Diskussion an. Zwar seien Christen aufgerufen, wie Jesus unvoreingenommen alle Sünder zu lieben. Doch zugleich müssten sie Sünde als Sünde benennen und dürften biblische Aussagen nicht dem gesellschaftlichen Mainstream anpassen. Kontrovers diskutierten die Teilnehmenden, ob die Methodistenkirche mit der theologischen Breite, wie der «Kaleidoskop»-Prozess sie vorsieht, überhaupt noch eine Wirkung gegen aussen habe. Genügt es, sich auf das gemeinsame Zentrum «Jesus» zu beziehen?
Marc Berger, Mitglied des Vorstands aus Frankreich, der ebenfalls an der Tagung teilnahm, stellte erstaunt fest, dass die Diskussion in der Schweiz offenbar ähnlich verlaufe wie in Frankreich.
Chancen bewusst wahrnehmen
Neben den kritischen Rückfragen benannten die Teilnehmenden auch, dass und wie der «Kaleidoskop»-Prozess aus traditioneller Sicht Chancen beinhaltet. So werde es aufgrund dieses Prozesses künftig eine grössere Eigenverantwortung für ethische Fragen in den lokalen Kirchgemeinde geben.
Mit dem im «Kaleidoskop»-Prozess vorgesehenen Pluralismus seien die Gemeinden stärker selber gefragt, wie sie an ihren Orten über menschliche Sexualität denken, wie sie es mit Sterbehilfe, ökologischen Fragen, Scheidung, Missbrauchsthemen, Abtreibung oder Sex vor der Ehe handhaben wollten. Die Aufgabe, solche Tabuthemen zu thematisieren, könne nun gemäss dem Kaleidoskop-Verständnis der Traditionellen nicht mehr einfach an die Gesamtkirche delegiert werden. Gemeinden seien gefordert, ihr eigenes Profil zu formulieren, statt die Verantwortung in einer Opferhaltung «von oben» zu verlangen. Es müsse diskutiert werden, welche unterstützenden Aufgaben darin künftig bei den Zentralen Diensten und Kommissionen anfallen.
Sich überregional vernetzen
Distriktsvorsteher Stefan Zürcher zeigte auf, wie die Rekrutierung von Pfarrpersonen und der Prozess der Dienstzuweisung funktionieren. Er machte Mut, dem Kabinett zu vertrauen, dass passende Pfarrpersonen auch für Traditionelle eingesetzt werden.
Die Teilnehmenden am Forum vereinbarten, dass eine überregionale Zusammenarbeit aufgebaut werden soll. Ein Mittel dazu ist die 🔗Kommunikations-App «EMK Spiritual». Hier können sich angemeldete Personen gegenseitig auf Angebote hinweisen.
Zur Weiterarbeit soll nach den Entscheiden der im Juni tagenden Jährlichen Konferenz (Synode) ein weiteres «Forum traditionell» im Herbst stattfinden.
Stefan Schnegg
Beitragsbild: zVg
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