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Pastor Andreas Hertig berichtet am Forumstag

​Von anderen hören, wie sie diese Fragen angehen

29. November 2021

Methodisten aus der Schweiz mit einer traditionellen Haltung in sexualethischen Fragen trafen sich am 27. November zu einem Forumstag in Biel. Der Tag sollte ermutigen, für die traditionelle Sicht einzutreten, und die Teilnehmer vernetzen. Gemeinsame Themenschwerpunkte für die weitere Arbeit wurden festgelegt.

Im Kontext eines als 🔗«Szenario Kaleidoskop» beschriebenen Prozesses innerhalb der Methodistenkirche in der Schweiz trafen sich am 27. November Methodisten in Biel. Im Kaleidoskop-Prozess geht es darum, unterschiedliche Haltungen zu Fragen von Ehe und Sexualität in der Kirche zuzulassen und dabei gemeinsam unterwegs zu bleiben. In Biel trafen sich Methodisten mit einer traditionellen Haltung in diesen Fragen.

Teilnehmer aus Schweiz und Frankreich

Eingeladen hatte zum Forumstag der «Arbeitskreis EMK traditionell», bestehend aus vier Personen. Stefan Schnegg (Bülach) vom Vorstand der Methodistenkirche in der Schweiz und Pfarrer Hans Eschler (Büren) führten durch den Tag. Ausserdem gehören zum Arbeitskreis Andreas Weber (Büren) und Heiner Studer (Baden). Die rund 50 Teilnehmer kamen überwiegend aus methodistischen Kirchgemeinden der Deutschschweiz. Online verfolgten auch wenige Personen aus der Methodistenkirche in Frankreich die Veranstaltung. Knapp ein Sechstel der Teilnehmer waren Pfarrpersonen.

Sieben Bereiche im Fokus

Am Vormittag tauschten die Teilnehmer in Gruppen über ihre Anliegen in sieben Bereichen des kirchlichen Lebens aus: über Anliegen für das Zusammenleben in den Ortsgemeinden, die Ausbildung und den Dienst von Pfarrpersonen, die Öffentlichkeitsarbeit der Methodistenkirche, die Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene, die Tagungen der Jährlichen Konferenz (Synode), die Vernetzung im gemeinsamen Gebet und die Zusammenarbeit über die Sprachgrenzen hinweg und mit den Methodisten in Frankreich.

Bündelung der Anliegen

Die dabei gesammelten Gedanken und Wünsche wurden dann zu wenigen Sätzen verdichtet und in einer Online-Abstimmung gewichtet. Auf diese Weise sollten Schwerpunkte für die weitere Arbeit kenntlich gemacht werden. Ganz oben stand dabei das Anliegen, dass die traditionelle Sicht gefördert und sichtbar gemacht werden solle – auch an Tagungen der Jährlichen Konferenz. Ebenfalls hohe Zustimmung fanden Anliegen wie Ehe und Familie durch Vermittlung der biblischen Grundlagen zu stärken, mehr von Gottes Wirken zu berichten statt zu diskutieren oder als traditionell Glaubende selbstbewusst aufzutreten.

Blick über die Grenze

Zu Gast an der Tagung war auch Pastor Andreas Hertig aus Deutschland. Er ist im Vorstand des 🔗«Gemeinschaftsbundes», eines Zusammenschlusses der traditionell denkenden Methodisten in der deutschen Methodistenkirche. Er gab den Teilnehmern Einblicke in den Entstehungs- und Entwicklungsprozess des Gemeinschaftsbundes. Mittlerweile gehörten 650 Einzelpersonen zu diesem Bund, sagte Hertig.

Ein herausfordernder Prozess

Respektvoll miteinander umzugehen innerhalb der Kirche und die unterschiedlichen Meinungen zu respektieren, beschrieb Hertig als herausfordernd. «Wir versuchen in Deutschland ganz ernsthaft – auch von konservativer Seite – diesen gemeinsamen Weg weiterzugehen. Doch wir erleben auch sehr viel Gegenwind.» Ihm begegne oft Unverständnis in der Kirche, weshalb es einen solchen «Gemeinschaftsbund» als Schutzraum in der Kirche brauche. «Ob dieser Weg gelingt wird davon abhängen, wie ernsthaft wir das meinen – alle Beteiligten –, dass wir uns als Glaubensgeschwister aufgrund dieser unterschiedlichen Überzeugungen und Erkenntnisse nicht verlieren wollen.»

Hertig bot an, dass der Gemeinschaftsbund in Deutschland und die traditionell denkenden Methodisten in der Schweiz sich vernetzen und zum Beispiel gelegentlich gemeinsame Veranstaltungen wie «Glaubenstage» durchführen könnten.

Blick ins Bischofsgebiet

Patrick Streiff, der für die Schweiz zuständige methodistische Bischof, orientierte über die Entscheidungsprozesse auf unterschiedlichen kirchlichen Ebenen. Im Kontext 🔗seines eigenen Bischofsgebietes zeichne sich ab, dass die methodistischen Kirchen in Bulgarien, der Slowakei und Rumänien sich einer neu entstehenden traditionellen Methodistenkirche anschliessen werden. In der tschechischen Methodistenkirche sei ein Gesprächsprozess im Gange. Die Jährlichen Konferenzen der anderen Länder beteiligten sich an Gesprächen an einem runden Tisch, in denen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen eines gemeinsamen weiteren Wegs ausgelotet werden.

Ein guter Anfang

«Von meiner Seite her würde ich sagen, dass wir die wesentlichen Ziele erreicht haben», sagt Hans Eschler im Gespräch nach der Tagung. Vor allem die Personen in den Gemeinden zu ermutigen und zu vernetzen sei gelungen. Im dritten Bereich bei der Frage, was nötig sei, damit Leute mit traditioneller Glaubenshaltung sich auch künftig in der Methodistenkirche zuhause fühlen könnten, sei ein guter Anfang gemacht worden.

Gebet als Basis

Die Verantwortlichen werden den Forumstag auswerten. Ein wichtiges Anliegen ist ihnen, dass auch alle weiteren Schritte vom Gebet getragen sind. Bereits die Tagung selbst war gerahmt und getragen vom gemeinsamen Gebet. Ausserdem finden nun schweizweit jeweils am Mittwoch kurz nach dem Mittag 🔗Gebetstreffen per Zoom statt. Am Forumstag entstand zudem die Idee, auch an örtliche Gebetsgruppen in einzelnen methodistischen Gemeinden Anliegen weiterzugeben.

Gute Rückmeldungen

Erste Rückmeldungen an der Tagung spiegeln, dass das Forum als hilfreiches Gefäss erlebt wurde. «Es tut gut, von anderen zu hören, wie sie diese Fragen angehen und wie wir unterwegs sind», sagte ein Teilnehmer. Eine andere Person sagte: «Der Tag hat mir geholfen, die Entwicklung in der EMK zu verstehen.»

Hans Eschler hofft, dass die Wirkung weit über den Tag hinaus weiterreicht. «Das wäre natürlich ein riesiges Geschenk, wenn man später im Rückblick einmal sagen könnte: Genau hier hat etwas begonnen, das eine geistliche Wirkung gehabt hat.»

S.F.
Beitragsbild: Am Forumstag berichtete Pastor Andreas Hertig über die Entwicklung des Gemeinschaftsbundes in Deutschland. (Foto: Hans Eschler)

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Beten und sich informieren

Hinweise zum im Text erwähnten Gebetstreffen per Zoom finden Sie 🔗auf der Website. Dort werden nach der Sichtung durch die Verantwortlichen auch die Unterlagen zur Tagung zugänglich gemacht.